Basics – Bojenfischen

Bojenfischen

Ich  möchte hier eine weitere, wichtige Präsentationsform vorstellen. Es handelt sich um das Fischen mit Hilfe einer Boje. Diese Möglichkeit stammt zwar noch aus der Anfangszeit der modernen Welsfischerei aber sie hat bis heute nichts an ihrer Effektivität verloren.

Wann und Wo?

Die Boje dient als fixer Anspannpunkt und sie kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn wir unseren Köder im Freiwasser, also abseits der Uferregion anbieten möchten. Egal, ob wir eine Querkante oder eine parallel zum Ufer verlaufende Kante befischen möchten. Mit der Boje geht das optimal. Ich setze sie immer dort ein, wo die Präsentation mit der Steinmontage nicht effektiv ist. Das ist in der Regel beim stromauf oder geradeaus Fischen, denn hier würde unsere Schnur mit der Steinmontage quer oder sogar gegen die Strömung verlaufen und sie wäre dadurch sehr anfällig gegen Treibgut und würde in der Strömung vibrieren, woraus eine starke Scheuchwirkung resultiert. Außerdem bietet die Boje eine gute Möglichkeit, wenn das gegenüberliegende Ufer zu weit entfernt ist oder wenn wir aufgrund von Schifffahrt nicht überspannen können.

Mit der Bojenmontage können wir auch sehr gut im Stillwasser fischen, wo andere Methoden nur bedingt funktionieren. In sehr strömungsreichen Gewässern, wie z.B. Po oder Rhein verliert die Boje allerdings an ihrer Effektivität und sie macht aus meiner Sicht nur in Ausnahmesituationen Sinn. Hier besteht immer die Gefahr, dass die Strömung die Boje wegschiebt und durch den enormen Strömungsdruck „singt“ das Bojenseil und das vergrämt die Fische. Außerdem würde man sehr viel Blei benötigen, um den Köder auf die gewünschte Tiefe zu bringen.

Bevor man die Boje verwendet, sollte man sich immer informieren, ob sie in dem jeweiligen Gewässer erlaubt ist. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass man einen ausreichenden Abstand zur Fahrrinne einhält, um keine Probleme mit der Schifffahrt zu bekommen.

Material

Der Materialaufwand beim Bojenfischen ist etwas größer, als bei den anderen Methoden. Natürlich benötigen wir einen Bojenkörper und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Häufig verwendet werden Ankerbojen, Bootsfender, aufblasbare Bojen oder Eigenbaumodelle. Für welche Variante man sich entscheidet, obliegt dem persönlichen Geschmack. Eine gute Boje hat eine Öse zur Schnurbefestigung nach unten und idealerweise auch eine Öse am oberen Ende zum Befestigen der Auslegerleine. Die Ankerbojen sind besonders stabil aber aufgrund ihrer harten Materialbeschaffenheit stellen sie einen starken Resonanzkörper dar, der die Oberflächengeräusche insbesondere bei turbulentem Wasser verstärkt. Das kann man aber aus meiner Sicht vernachlässigen, je tiefer das zu befischende Wasser ist. Sie haben allerdings ein sehr großes Packmaß, was schnell zum Problem werden kann, wenn man mehrere Bojen transportieren möchte. Einen guten Kompromiss zwischen Packmaß, Haltbarkeit und Funktionalität bieten definitiv die aufblasbaren Modelle aus dem Fachhandel. Es macht durchaus Sinn, die Bojen in Signalfarben zu wählen, damit sie frühzeitig von anderen Anglern oder Wassersportteilnehmern gesehen werden.

Desweiteren benötigen wir ein (Stein-) Gewicht, eine stabile Bojenschnur, eine Auslegerleine und einen Ausleger. Das Bojengewicht richtet sich nach der Strömungsstärke und der Gewässertiefe. Generell nehme ich dabei ruhig etwas schwerer Gewichte, damit die Boje sicher am gewünschten Platz bleibt und sich nicht versetzt, insbesondere bei einem Biss. Die Steine werden, genau wie beim U-Posenfischen mit einer vergänglichen Schnur gebunden.

Als Bojenschnur nehme ich mindestens 0,5 cm dicke Seile, da ich damit das Gewicht in der Regel wieder anheben kann, um die Boje zu versetzen, bzw. zu entfernen. Ausgediente Hauptschnüre dienen als Auslegerschnur an deren Ende der Ausleger angebracht wird. Der Ausleger sollte gut sichtbar und stabil sein. An seinen beiden Enden befindet sich jeweils ein Karabinerwirbel, in dem später die Reißleine auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Auslegerleine eingehängt wird.

Montage

Die Standartmontage zum Bojenfischen besteht aus einem Vorfach, einem Wirbel, einem Blei und einer Pose. Zusätzlich benötigen wir eine Gummiperle als Knotenschutz und einen Stopper, der über dem Blei montiert wird. Das mache ich, damit das Blei dauerhaft am Köder bleibt und nicht nach oben rutschen kann, wenn der Köderfisch in Richtung Oberfläche schwimmt. Das Bleigewicht richtet sich nach der Strömung, der Gewässertiefe und nach der Ködergröße. Ich verwende Gewichte zwischen 80 und 350 Gramm, je nach Gegebenheit.

Wenn man sich nicht sicher ist, ob das verwendete Bleigewicht passt, sollte man prüfen, ob die Schnur unter dem Schwimmer senkrecht in Richtung Grund zeigt. Wenn wir großen Schnurversatz feststellen, sollte das Gewicht vergrößert werden. Noch eine kleine Anmerkung zum Vorfach. Wenn wir grundnah fischen möchten, darf das Vorfach nicht zu lang sein, denn dadurch ermöglichen wir dem Köderfisch sich trotz Blei vom Grund zu entfernen. Vorfächer von 50 – 80 cm machen dabei durchaus Sinn. (Der Montageaufbau ergibt sich aus der Skizze)

Verwende ich ein Blei, montiere ich grundsätzlich eine Pose. Das hat den Vorteil, dass wir durch die Pose einen kleinen Puffer erhalten, der dafür sorgt, dass sich die Hauptschnur von der Boje weg leichter in die Luft spannen lässt. Diesen Effekt erreicht man aber nur dann, wenn die Pose das Bleigewicht trägt. Fische ich oberflächennah ohne Blei, lasse ich meistens die Pose weg.

Reißleine

Eine wichtige Aufgabe hat auch beim Bojenfischen die Reißleine. Diese besteht aus einem Stück Monofil und sie verbindet die Hauptschnur mit dem Ausleger. Bei einem Biss wird sie gesprengt und es kann frei gedrillt werden. Die Reißleine wähle ich der Regel in einer Länge von 20 cm und ihre Stärke muss der Situation angepasst werden. Grundsätzlich sollte sie etwas dünner sein, als beim ufernahen Anbinden oder auch beim U-Posenfischen, da die Boje beim Biss oder Anschlag immer ein wenig nachgibt und wir bei zu starker Reißleine Probleme haben werden, diese zu sprengen. Monofile Schnüre zwischen 0,25 und 0,40 mm haben sich bewährt. Um die gewünschte Tiefe einzustellen, binde ich mittlerweile meine Reißleine fest in die Hauptschnur ein. Ein halber Schlag um den Posenstift um die Pose und die Reißleine zu fixieren hat sich nicht bewährt.

Die Boje, sicher am richtigen Platz

Nur wenn die Boje am „richtigen Platz“ sitzt, wird sie uns Fische bringen. Deshalb sollte vor dem eigentlichen Bojensetzen der Angelplatz ausführlich und genau mit dem Echolot angeschaut werden. Möchten wir eine Kante oder eine andere markante Stelle befischen, muss die Boje in einem ausreichenden Abstand zu der Stelle gesetzt werden, wo wir später unseren Köder platzieren. Der Abstand richtet sich in erster Linie nach der Gewässertiefe, in der wir fischen möchten. Als Grundregel gilt hier, dass die Auslegerleine (also die Distanz von der Boje zur Montage) immer ein Stück länger sein muss, als die Gewässertiefe (also das Bojenseil). Dadurch können wir verhindern, dass sich der Köderfisch später in unserem Bojenseil verfängt. Außerdem muss die Flucht von der Boje zu dem Platz beachtet werden, an dem später die Rute aufgestellt wird. Grundsätzlich sollte bereits am Ufer das Material, wie Boje, Bojenseil, Gewicht, Auslegerleine und Ausleger vorbereitet werden. Dadurch erleichtert man sich die Abläufe erheblich.  Hat man den Platz erreicht, an dem die Boje platziert werden soll, lässt man den Stein ab. In strömungsreichen Gewässern oder bei starkem Wind macht es Sinn, das Bojenseil schon am Ufer entsprechend abzulängen und mit der Boje zu verbinden. Dabei sollte zur eigentlichen Gewässertiefe ein Meter Schnur dazugerechnet werden. Dadurch bekommt man auch bei Wasserstandschwankungen keine Probleme. Sitzt die Boje, befestigen wir an ihrem oberen Ende die Auslegerschnur, längen diese entsprechend ab und fixieren den Ausleger.

Ausbringen der Montage

Das Ausbringen der Montage sollte ebenfalls am Ufer vorbereitet werden. Es macht Sinn die Rute mit ins Boot zu nehmen und am Anfang ist es hilfreich, wenn der Partner ebenfalls mit im Boot ist. So kann einer das Boot steuern und der andere kümmert sich um die Montage. Fischen wir im Fluss und haben keine extremen Windbedingungen, hat sich die Auslegerschnur mit der Strömung gestreckt. Wir fahren diese von unten an und greifen den Ausleger.

Nun muss die Gewässertiefe eingestellt werden und die Reißleine muss mit der Hauptschnur verbunden werden. Wenn man nicht sehr tief fischt, kann diese Einstellung und das Fixieren der Reißleine auch schon am Ufer erfolgen, denn wir haben dann nicht viel freie Schnur im Boot liegen, die sich verwickeln könnten. Anschließend muss die Reißleine in den Karabiner des Auslegers eingehängt werden. Idealerweise hält man das Boot dabei auf der Stelle. Hat bis hierhin alles funktioniert, lässt man den Köder ins Wasser und fährt dann langsam in Richtung Angelplatz. Wir halten die Rute nach oben und bremsen die Schnur bei geöffnetem Rollenbügel mit der Hand, um Schnurdrall zu vermeiden. Die Schnur streckt sich nun langsam und bildet hoffentlich die gewünschte Flucht.

Abspannhöhe

Am Ufer angekommen, wird die Rute in einem stabilen Rutenhalter abgestellt und die Schnur wird gespannt. Ich verwende zum Bojenfischen gerne etwas härtere Ruten in den Längen von 3,20 – 3,40 m. Durch die Rutenlänge gewinnen wir etwas an Spannhöhe und durch die straffe Aktion gelingt es uns die Schnur von der Rutenspitze bis zur Boje aus dem Wasser zu spannen. Das ist wichtig, um kein Treibgut zu fangen. Grundsätzlich sollte aber immer ein Auge darauf gehalten werden, dass sich in der Boje, bzw. dem Schwimmer kein Treibgut sammelt. Ist dies doch der Fall, muss in regelmäßigen Abständen gesäubert werden, um einen ungewünschten Abriss zu vermeiden.

 Biss und Anschlag

Beim Bojenfischen kündigen sich die meisten Bisse durch ein Anklingeln bzw. einen Ruck in der Rute an, das beim Ansaugen des Köders passiert. Danach neigt sich die Rute langsam nach vorne und genau in diesen langsamen Vorzug sollte der Anschlag erfolgen. Ein Abreißen der Reißleine ist zu vermeiden, denn nach dem Abriss haben wir keine Kontrolle mehr über die Schnur und den Fisch, was zum Fischverlust führen kann. Aus diesem Grund sollte die Rutenspitze sehr aufmerksam beobachtet werden.

Ich hoffe ich konnte euch mit meinen Ausführungen eine kleine Einführung in das Bojenfischen geben. Die Boje ist und bleibt eine wichtige und effektive Methode beim Welsfischen und wenn man sie dort wo sie erlaubt ist richtig einsetzt, wird man damit Fische fangen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren und natürlich viele gute Fische damit.