Little steps to autumn … von Johannes Martin

Denkste das Boot schafft das ???

Klar, mit diesen Worten und dem Tackle von drei Anglern auf einem 3.2m Schlauchboot legen Bemmy, Leon und ich am späten Freitagnachmittag ab. Das Hochwasser stemmt sich mit seiner ganzen Power gegen uns, doch unser tapfer kämpfender Motor, meistert die Situation gekonnt. Der für diese Nacht ausgewählte Platz passt auf die Verhältnisse wie angegossen. Unsere Montagen liegen gefächert in den Strömungsschatten, die die Beschaffenheit des Platzes entstehen lässt.

Diese bieten den Futterfischen eine willkommene Gelegenheit dem „Gegenwind“ zu entkommen. Dies weiß unser gebartelter Freund allerdings auch … so hoffen wir zumindest. Wir sitzen hinter unseren Stecken, die Sonne ist längst verschwunden und die Temperaturen lassen uns spüren, dass der Sommer wohl auf dem Rückzug ist. Der Nebel umhüllt unsre Lager und bringt eine ganz besondere Stimmung mit sich. Nichts ist zu hören: Keine Raubgeräusche, keine Heuschrecken, keine Frösche, keine nervös zitternden Glöckchen.

Sollte es unter der Wasseroberfläche etwa genauso totenstill sein…

Abwarten … Der Abend plätschert so dahin, bis ein leises Anklingeln unser Gespräch beendet. Dreimal Pulsschlag bis in den Hals, 6 weit aufgerissene Augen und eine Rute, die so langsam nach vorne kippt, dass das Aalglöckchen stumm bleibt. Mein Anhieb stößt auf Gegenwehr! Einige Augenblicke vergehen, bevor der schöne Silure das Wasser vor unseren Füßen zum Kochen bringt. Die Matte liegt bereit und Bemmy kniet bereits wartend am Ufer, als der Fisch zur letzten beherzten Flucht ansetzt und uns mit einem kräftigen Schwanzschlag zum zweiten Sieger macht. „Weg!“…“Wie weg!?“…“Ja, weg …. ausgeschlitzt, SCHEIßE!!!!“

Einige Minuten des Schweigens vergehen, als Bemmy mit einem „Aaach, der Nächste kommt!“, die Stimmung auflockert. „Ja, was soll‘s, wir haben ihn ja gesehen, das ist die Hauptsache“, einigen wir uns und verziehen uns wenig später mit gemischten Gefühlen in die Kojen.

Piep, Piep, Piep …

nein kein Biss, es ist 04:30 Uhr und Bemmy muss nun den unbeliebten Gang zur Samstagsschicht antreten. Leute, ich kann euch sagen, so schlimm‘ s für den Betroffenen auch sein mag: Samstagsmorgens von einem Wecker geweckt zu werden und nicht wie unter der Woche in Hektik verfallen zu müssen, ums noch rechtzeitig zur Arbeit zu schaffen, sondern noch einmal auf die Knickis zu glotzen, dem Kumpel „frohes Schaffen“ zu wünschen, um dann genüsslich wieder wegzuratzen ist ein Gefühl, das mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist!

Gefühlte zwanzig Stunden später werde ich erneut wach. Mit verpennten Augen gucke ich aus dem Shelter aufs Wasser. Hell ist es nun, doch der Nebel bleibt hartnäckig und erschwert nach wie vor die Sicht. Ich sehe im Nebel die Umrise eines großen, dicken Baumes, oder einer Baumwurzel, die den Fluss hinunter treibt…“Was ein Baum!? Hier!?!?!“, hinterfrage ich mich. Als dieser dann auch noch beginnt abwechselnd mit seinem Ästen zu zucken, reibe ich mir erstmal den Schlaf aus den Augen um dann zu erkennen, dass dies kein Baum, sondern ein Boot mit 3 Zanderanglern ist. Diese hatten wohl eine unsrer U-Posen auf dem Echolot und zockten jetzt aufgeregt ihrem Traumzander entgegen, der zwar da zu sein scheint, aber eben nicht beißt … seltsam. Als ich Leon, der mittlerweile auch aus der Totenstarre erwacht ist auf diese Freakshow aufmerksam mache beschließen wir „vorsichtshalber“ noch eine Stunde zu pennen. Besser ist das.

Trotz dieses eher entspannten Vormittags schaffen wir es …

unser Camp schon am frühen Nachmittag an einem neuen Platz zu errichten. Nachdem wir den Plan für die kommende Nacht besprochen und die Ausleger angebunden haben, gönnen wir uns noch ein paar gute „Schwenker“, bevor wir auch den Welsen ein paar geschuppte Happen auftischen. Die Fischaktivität an diesem Abend ist wesentlich höher als tags zuvor. Unsere Köder stehen unter Dauerstrom und wir blicken optimistisch gen Rutenspitzen. Als wir am Sonntagmorgen erwachen, sind unsere Kleider nass und voller Schlamm, die Hände verkratzt und zerbissen und im Setzkescher zieht eine kleine Karausche einsam ihre Kreise.

Die Welse hatten uns eine spannende und ziemlich schlaflose Nacht beschert …

Ständig war irgendwo Aktion an den Ruten, oft hieß es „haben wir noch nen Stein?“ „Holst du mal nen neuen Köfi?“ Völlig geplättet richte ich mich auf, auch Leon ist wach. Während das Kaffeewasser zu kochen beginnt, trage ich die Fische der Nacht ins Fangbuch ein. Es sind keine Riesen, die ich an diesem Morgen dort in die Liste einreihe, doch bei fünf Bissen und vier Fischen wissen wir auch ohne blaue Flecken an den Oberschenkeln und Leisten und ohne Muskelkater und Rückenschmerzen, dass es ein erfolgreicher Ansitz war. Den besten Fisch im Drill verloren zu haben ist schade, aber was soll‘s. Der kommt wieder und ist dann sicher nicht kleiner.

Ich klappe das Fangbuch zu, wir trinken unsren Kaffee, packen unsren zugematschten Kram und treten die Heimreise an.

Gruß