Gedankengänge … von Sven Dombach
Freitag Nacht, ca. 1:10 Uhr …
ich werde wach durch das aufgeregte Schreien meines Taffi`s. Kurze Orientierung und raus aus dem Schlafsack. Als ich an der Rute bin, schreit der Bissanzeiger noch genau ein mal, die Rute zuckt hektisch nach vorne und kommt genauso schnell zurück nach hinten. Totenstille … das war kein Biss zum Anschlagen. Aber es war ein Biss. Ich hasse diese Momente.
Der Fehlbiss muss mental verarbeitet werden und gleichzeitig benötigt man die Motivation, in die nassen Stiefel zu klettern und dann rein ins Boot und nochmal rausfahren, um einen neuen Köder zu präsentieren. Ich paddel lautlos und versuche auch im Boot möglichst keine unnötigen Bewegungen zu machen.
Das Wasser in der Nacht ist leise …
und jede noch so kleine Unachtsamkeit kann ein Geräusch verursachen, welches auf viele Meter von den Fischen zu orten ist. Durch die Routine von zahlreichen Nächten am Wasser benutze ich dabei kein Licht sondern orientiere mich ausschließlich an der Silhouette des gegenüberliegenden Ufers. Nach ein paar Minuten ist die Nazgul wieder scharf und ich kann mich zurück in meinen Schlafsack kuscheln. Langsam wird es wieder warm und die Nässe weicht aus den müden Gliedern. Ich verspüre ein Glücksgefühl, ich freue mich total.
Aber warum das?
Noch vor ein paar Wochen wäre so ein Fehlbiss nicht der Rede wert gewesen. Aber in diesem Moment ist alles anders. Es war mein erster Biss beim Ansitzangeln seit nun gut 4 Wochen. Und das liegt nicht daran, dass ich in letzter Zeit nicht am Wasser war. Nein, ich war konsequent mindestens 2 Nächte pro Woche draußen. Nach den sensationellen Fängen in den Monaten Mai bis Juli, hätte ich mir so eine Beißflaute nicht vorstellen können. Alles schien so einfach und Nächte ohne Biss gab es eigentlich nicht. Im Gegenteil … 3, 4, 5 und sogar 6 Bisse in einer Nacht liesen für mich das Wallerfischen als Kinderspiel erscheinen. Mir war zwar klar, dass diese gute Phase irgendwann zu Ende ist, aber dass von einer auf die andere Woche gar nix mehr geht, ist schon sehr verwunderlich.
Ich gebe mir sehr viel Mühe bei der Platzwahl …
und natürlich auch bei der Präsentation. Hier habe ich verschiedene Varianten ausprobiert aber leider ohne Erfolg. Natürlich hatte ich immer schon mal solche schlechten Phasen aber in diesem Jahr fällt der Übergang von sehr gut zu sehr schlecht schon ziemlich markant aus. Das Gute ist, dass Dies überhaupt keinen Einfluss auf meine Motivation zu haben scheint und ich gehe nach wie vor mit einem guten Gefühl ans Wasser. Ich denke immer wieder „Heute Nacht kommt einer“ und am Morgen danach wundere ich mich immer wieder, dass Kollege Silure in dieser Nacht ausgerechnet an meinen sauber präsentierten Montagen vorbeigeschwommen ist, der Lump! Mein Freund Kai macht im Moment am Neckar eine ähnliche Durststrecke durch und wir ziehen uns damit gegenseitig schon auf. Er sagt immer wir sollten besser in den „Forellenpuff“ gehen. Dort würde es wohl besser funktionieren.
Aber jetzt mal eine Frage an den Leser ?
Würde uns das Wallerfischen genauso in seinen Bann ziehen, wenn der Erfolg 100% planbar und Misserfolge ausgeschlossen wären? Wie lange würden wir das Ganze betreiben, wenn wir immer und überall Fische fangen unabhängig von Wasser, Wetter oder sonstigen Umständen. Ich kann an dieser Stelle natürlich nur für mich sprechen. Aber ich würde meine heißgeliebten Wallerruten allesamt verkaufen und meine Tagesfreizeit für spannendere Dinge verwenden.
Das ist wie mit vielen anderen Dingen auch. Wenn man etwas immer und überall bekommt, wird es sehr schnell langweilig und verliert von seinem Reiz. Und genau aus diesem Grund kann ich mich mittlerweile über eine Fehlattacke wieder so richtig freuen und ich bin mir sicher, dass mein nächster Wels ein ganz besonderer Fang sein wird.
In diesen schwierigen Tagen, was die Wallerfischerei betrifft, ist für mich das wieder einmal ganz klar gerückt, was ich eigentlich schon lange weiß …
Jeder Fisch ist etwas Besonderes!!!
In diesem Sinne …