Gemeinsam zum Ziel – Der richtige Angelpartner
Gemeinsam zum Ziel – Der richtige Angelpartner
Wallerangeln ist Teamwork! Beim Wallerangeln erarbeitet man sich Erfolg immer gemeinsam! Gefangene Fische zählen für alle, die beim Fang dabei waren! Es ist egal, an welcher Rute der Fisch gebissen hat und wer ihn letztendlich gedrillt hat etc. Diese Formulierungen höre ich oft und ich möchte hier einmal dieses Thema, rund um den Angelpartner, etwas genauer beleuchten.
Ich kenne mittlerweile sehr viele Welsangler. Davon sind mache Jungs absolute „Gelegenheitstäter“ und andere sind permanent am Wasser. Das Maß entscheidet jeder für sich und das ist logischerweise, bedingt durch Familie, Beruf und andere Interessen, bei jedem verschieden. Auffallend dabei ist aber die Tatsache, dass es nur ganz wenige Kollegen gibt, die man über Jahre mit dem gleichen Partner am Wasser trifft. Bei vielen findet ein ständiger Wechsel statt und die Fluktuation scheint hierbei mindestens genauso hoch zu sein, wie bei der Wahl der Geschlechtspartner. Dabei ist es oft nicht nur so, dass man dann nicht mehr zusammen fischt, sondern teilweise passiert es sogar, dass die beiden „Brüder“ auf einmal nix mehr miteinander zu tun haben möchten. In Extremfällen wird sogar schlecht über den anderen gesprochen, obwohl man doch vorher so dick miteinander war!? Ist das nun ein Zufall oder gibt es dafür einen Grund?
Ich bin der Meinung, dass es sehr wohl Gründe dafür gibt und ihr könnt mir glauben, ich spreche da aus Erfahrung. Wie sollte denn der perfekte Angelpartner sein? Einfach formuliert könnte man ja sagen, die Chemie muss passen. Das ist auch ganz sicher so aber genau das zu finden, scheint nicht so leicht zu sein. Welsfischen ist ein extremes Hobby und wir können es nicht mit einer „normalen“ Sportart vergleichen. Das Wort EXTREM kann man jetzt mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten kombinieren und ihr werdet feststellen, dass ihr das Welsfischen darin immer wieder erkennt. Welsfischen ist extrem schön, extrem intensiv, extrem anstrengend, extrem dreckig, extrem schleimig, extrem emotional, extrem teuer, kostet extrem viel Zeit, ist extrem ungerecht, das Material wird extrem beansprucht etc. . Ich könnte das jetzt noch eine ganze Weile so fortsetzen aber das brauche ich nicht, denn ich wollte einfach nur zeigen, dass die Rahmenbedingungen durch das Welsfischen auf eine ganz besondere Weise vorgegeben sind. Und weil das so ist, sind die Anforderungen an den Partner und die zwischenmenschliche Beziehung zueinander eben auch besonders … extrem!
Warum gehen solche Verbindungen zwischen Anglern oftmals wieder in die Brüche? Ich denke, weil man sich im laufe der Zeit einfach besser kennenlernt, denn beim Welsfischen kann keiner seinen wahren Charakter auf Dauer verbergen. Insbesondere bei einem längeren Trip zeigt jeder sein echtes Gesicht und dann wird ganz schnell deutlich, ob eine Verbindung passt oder eben auch nicht. Ich denke gerade an die Storys, die ich dann immer mal wieder von den „Heimkehrern“ nach so einer Reise erzählt bekomme und ich muss dabei immer ein wenig schmunzeln.
Sehr gerne wird dann zum Besten gegeben, was der andere alles nicht auf die Kette bekommen hat. „Der kann nicht feedern, braucht zwei Stunden zum Ruten setzen, wird nachts nicht wach, war beleidigt, weil bei ihm nix gebissen hat, kann nicht Boot fahren, gönnt mir meine Fische nicht, ich musste ihm alles machen, er wollte Fotos von meinen Fischen, er lässt die Köderfische kaputt gehen“ … und nicht selten war das dann der erste und auch der letzte gemeinsame Angeltrip. Es ist dann wohl doch schwerer, als es auf den ersten Blick erscheint. Wir gehen scheinbar doch nicht einfach nur miteinander fischen, sondern da steckt wohl etwas mehr dahinter!?
Da ich hier ja eigentlich nur für mich sprechen kann und da ich mir nicht anmaßen möchte, euch vorzuschreiben, wie ihr euren Weg zu gehen habt, möchte ich euch einmal aufzählen, welche Dinge für mich in Bezug auf einen Angelpartner wichtig sind. In erster Linie sind das die gleiche Einstellung zur Sache, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Belastbarkeit, Begeisterungsfähigkeit, Kritikfähigkeit, Charakterstärke und ein Stück weit Verschwiegenheit. Und damit es passt, muss man natürlich auch das gleiche Zeitfenster zur Verfügung haben. Einen anglerisch gleichen Level erachte ich dabei als zweitrangig.
Viele von euch denken sicher, dass Hannes und ich permanent gemeinsam am Wasser unterwegs sind. Quasi als die zwei, die sich gesucht und gefunden haben. Es wäre schön aber so ist es leider nicht. In erster Linie ist es das Zeitfenster, das bei uns nur gelegentlich passt. Hannes steckt in einer völlig anderen Lebensphase mit Schule und all denen Dingen, die mit Mitte 20 wichtig sind. Deshalb hat er viel weniger Zeit als ich und wir fischen nur gelegentlich zusammen. Zum Glück stehen ja immer die gemeinsamen Drehtermine für die CATS an und wir haben es in den letzten Jahren immer geschafft, zumindest einen, gemeinsamen Trip zu machen. Wenn wir dann unterwegs sind, verstehen und ergänzen wir uns blind. Jeder weiß, wie er in gewissen Situationen mit dem anderen umzugehen hat und jeder kennt seinen Part. Natürlich gibt es auch bei uns angespannte Situationen, z.B. wenn irgend etwas nicht rund läuft aber unsere Basis ist so gut, dass wir auch die größten Niederlagen und Stresssituationen locker überstehen. Das Ganze ist über Jahre gewachsen.
Ich sage euch jetzt mal, was aus meiner Sicht die wirklich entscheidende Basis für eine langjähre Anglerpartnerschaft ist. Es ist echte Freundschaft, denn nur ein echter Freund weiß, wie er mit dem anderen umzugehen hat und er verspürt keinen Neid oder Missgunst, denn das sind, wie ich finde, genau die beiden Komponenten, die vieles kaputt machen.
Die kurzen Gastspiele mit unterschiedlichen Personen sind teilweise wie Strohfeuer. Am Anfang ist alles prima und man spricht von Freundschaft, Bruderschaft und lobt das neu entstandene Team bis in den Himmel. Es werden gemeinsame T-Shirts gemacht und alles ist prima. Die große Ernüchterung kommt dann oft leider sehr schnell, spätestens nach dem ersten, gemeinsamen Trip. Dann wird schnell aus dem Bruder ein gehasster Konkurrent und das vorher heilige Shirt, wird im Zorn zerrissen.
Da ich nun schon eine ganze Weile mit der „Welsfamilie“ verbunden bin, bekomme ich viel mit und ich habe einen ziemlich klaren Blick auf die Dinge. Es gibt tatsächlich nix Geileres, als mit einem guten Freund am Wasser zu sein, gemeinsam die intensiven Momente zu genießen und Erfolge genauso zu teilen, wie Niederlagen.Ein Patentrezept für den perfekten Angelkollegen gibt es nicht. Es ist sicher ratsam, mit verschiedenen Personen zu fischen und sich quasi zu testen und vielleicht ergibt sich ja aus solch einer Verbindung eine gute und fischträchtige Kombination, die sich bewährt. Wenn das nicht so ist, kann ich euch nur raten, ehrlich zu euch selbst aber auch zu dem Kollegen zu sein. Wenn sich die Wege dann wieder trennen, aus welchem Grund auch immer, finde ich es wichtig, dass man seriös mit der Sache umgeht und eben nicht schlecht über den anderen spricht. Oftmals ist es nicht er alleine, warum es nicht gepasst hat, sondern dazu gehören fast immer zwei.
Wir sind doch alles erwachsene Menschen und da sollte man auch erwachsen mit solchen Dingen umgehen… wenn ihr euch das nächste Mal trefft, trinkt ein Bier zusammen. Nicht mehr aber auch nicht weniger.