Rock the rain … von Johannes Martin
An den langen, sonnenreichen …
und warmen Tagen kann die Sommerfischerei genauso ernüchternd sein wie im Winter, wenn sich die Sonne meist nur ganz kurz zeigt, um dann wieder den Regenwolken Platz zu machen. Sind es im Winter die zu niedrigen Temperaturen, die uns das Leben schwer machen, kann das andere Extrem, die Wärme, ebenso negativ für unsere Fangergebnisse sein.
Genau so einen Tag hatten Bodo und ich erwischt. Hitze ohne Ende, Niedrigwasser, kaum Strömung und pisswarmes Wasser, das konnte heiter werden. Am frühen Nachmittag erreichten wir unseren Platz. Boot ins Wasser, Steine binden … die üblichen Handgriffe wurden bei diesen Temperaturen zur echten Tortur. Das Rauspaddeln der Ruten im mehr oder weniger kühlen Nass wurde da zum Highlight.
Doch schon beim Ablegen der Köder konnte man aus der Ferne ein tiefes Grummeln vernehmen. Der Blick zum Horizont verstärkte den Verdacht: Gewitter-Time! Gerade haben wir unsere Shelter errichtet, da prasseln auch schon die ersten Regentropfen auf uns herab. Die Stunden verlaufen sich im Sand, genau wie der Regen auf dem trockenen, rissigen Boden, der jeden Tropfen aufsaugt wie ein Schwamm.
Es regnet sich ein …
Der Blick zum Horizont verspricht keine Besserung. Überall dunkler, wolkenverhangener Himmel. Langsam beginnt sich das Wasser des Flusses braun zu färben. Mehr und mehr Treibgut ist unterwegs und der flussauf gelegene, kleine Bach spuckt Dreckwasser vom Feinsten. Wir sind uns sicher, dass das für uns alles andere als schlecht ist. Die ersten Raubgeräusche erfolgen. Erst nur die kleineren Räuber, dann plötzlich ein lautes Klatschen. „Waller !?!?!“
Wir grinsen uns an …
Einige Minuten später begann dann etwas, was ich so bisher nur selten erlebt hab. Die Fische schienen genau auf diesen Moment gewartet zu haben. Eine Attacke folgte der nächsten. Unser Platz, ein steil abfallendes Ufer, wurde dabei schnell zur Rutschpartie. Die Fische bissen immer Schubweise, das hieß immer 2-3 Attacken innerhalb weniger Minuten.
Während ich bis zum Bauchnabel im Wasser stand um die Fische zu greifen, flogen Bodo ein ums andere Mal die zurückschnellenden Ruten um die Ohren. Noch schlimmer war‘s, wenn Bodo und ich unten am bzw. im Wasser waren und genau in diesem Moment ein Stecken krumm ging. Trotz ausgefahrenen „Krallen“, war die Böschung dann nicht schnell genug zu überwinden, um die Bisse verwandeln zu können … da wäre ein dritter Mann Gold wert gewesen !!!
Atempausen gab‘s nur wenige …
Immer wieder Steine binden, Montagen rausfahren, Fische greifen, anleinen, Fotos … non stop Action! Nach einiger Zeit wurden dann trockene Klamotten langsam rar und das Einzige was ich noch hatte, war ne kurze Hose und eine Regenjacke (die war natürlich die ganze Zeit im Auto, logisch, da liegt sie ja gut. Keine Unterhosen, keine Socken, kein T-Shirt, keine Schuhe … einfach nichts mehr. So langsam konnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass jetzt kein Biss mehr kommen sollte. Und dies sollte eine ganze Zeitlang auch gut gehen. Scheinbar hatten die letzten drei Köderfische heute echt ihren Glückstag … scheinbar ???
Gegen 5 Uhr haut‘ s Bodos New Age brutal runter …
Anhieb sitzt – Bodo schwitzt! Volle Power ist angesagt. Ich schlittere ich im Sitzen an Bodo vorbei die Böschung runter in Richtung Boot, um den Fisch zu greifen. An normales Gehen ist längst nicht mehr zu denken. Plötzlich rutscht Bodos Standbein weg und er kommt mir samt Rute entgegen.
Grade so kann ich ihn vorm Wasser noch abfangen und ihn vor nem Vollbad bewahren. Völlig eingeschlammt schaffen wir es, uns gegenseitig wieder aufzurichten und ich gehe im Boot in Position. Da kommt der Fisch! Goiiiiles Teil!!!
Der Griff sitzt, der Fisch liegt vor mir im Boot …
Nachdem ich ihn versorgt habe und wir beide völlig entkräftet und zugesaut unterm Shelter sitzen merken wir, dass unsere Akkus nun wirklich völlig am Ende sind. Mit letzter Energie kriechen wir in die Penntüten und ratzen sofort weg.
Am nächsten Morgen werden wir …
von jemand völlig unbekannten geweckt … der Sonne! Die Blicke wandern von den vor Dreck nicht mehr zu erkennenden Schuhen, über die Böschung, aufs Boot und schließlich aufs Wasser. Der Platz sah echt aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aber es hatte sich gelohnt!
Trotzdem wollte bei dem Gedanken an die gleich im Wasser stattfindende Fotosession nicht so richtig Freude aufkommen. Aber wat mutt dat mutt!
Es folgten wieder die üblichen Handgriffe: Tackle packen und verladen, Boot aus dem Wasser, Fotos machen … und schließlich die Heimfahrt ins „TROCKENE“ nach Hause.