Catch & Release … Gedankengänge von Sven Dombach

Ich liege im Dreck

Den Geruch von Faulschlamm gemischt mit Rhònewasser werde ich wohl nie vergessen. Überall ist Schleim…Wallerschleim. Diesen Moment hatte ich mir in Gedanken so oft ausgemalt. Jetzt war er gekommen aber etwas ganz Entscheidendes hatte in meinen Vorstellungen immer gefehlt. Es war das Gefühl, die Emotion und der völlige Adrenalinkick, der für Stunden das Kommando in der Steuerzentrale meines Körpers übernommen hat. Ich bin nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen dem Versuch zur Ruhe zu kommen und dann erwischt man sich in der nächsten Sekunde wieder dabei, dass man eine SMS tippt oder mit einem Freund  telefoniert. Aber es ist so geil. Neben mir liegt im Schlamm ein mächtiger Wels. Es ist der Fisch, für den ich in den vergangenen Jahren sehr viel Zeit investiert habe und der mich immer wieder in meinen Träumen zum Kampf herausgefordert hat…

Mein Angelpartner schaut mich an und dann höre ich seine Worte. „BRINGEN WIR ES ZU ENDE!“ Er steht mit seinem frisch geschärften Angelmesser vor mir und ist bereit. Bereit den großen Wels aus seinem langen und zufriedenen Leben zu werfen. Die Augen des Fisches schauen mich fragend an. „WARUM??? LASS MICH DOCH EINFACH WIEDER SCHWIMMEN!!!“ Die Sonnenstrahlen werden von der glänzenden Fischhaut reflektiert und plötzlich mischt sich das Wasser mit Blut. Es schießt aus dem massigen Körper heraus und färbt innerhalb weniger Sekunden alles um uns herum rot. Das Messer hat sein Herz durchdrungen, doch es dauert eine ganze Weile, bis sich das Leben dem Tod geschlagen gibt.  

Während ich diese Zeilen schreibe, 

denke ich an Bilder von blutüberströmten Fischkörpern und Angler die diese in einer düsteren Waschküche der Kamera präsentieren. Diese Foto`s kennen wir alle und auch ich habe solche Bilder von meinen ersten Hechten aus meiner anglerischen Anfangszeit als ich 12 Jahre alt war. Heute bin ich sehr froh, dass sich meine Einstellung zum Fischen und der gemachten Beute komplett geändert hat. Der oben beschriebene Prachtwels wurde natürlich schonend behandelt und durfte nach der Fotosession unversehrt nach Hause schwimmen. Erst wenn ich sehe, wie der Fisch davon schwimmt, ist der Fang für mich komplett und die Freude darüber vollkommen.

In der heutigen Zeit ist Catch & Release unter uns Anglern verbreitet …

und das ist eine sehr positive Entwicklung, wie ich finde. Wenn wir ehrlich sind, muss in unseren Gefilden keiner mehr Fischen gehen, um seine Familie zu ernähren. Nahrung ist durch Arbeit zu beschaffen. Wenn wir ans Wasser gehen, steht für viele von uns die Erholung und die Passion im Vordergrund. Gefangene Fische werden schonend behandelt und zurück gesetzt. Insbesondere in der spezialisierten Anglerschaft wie z.B. beim Karpfen,- Waller,- Spinn- oder Fliegenfischen ist das ganz normal. Es gibt Schonhaken, Wunddesinfektionsspray für Fische, Abhakmatten, etc. und damit tun wir sehr viel dafür, dass den Fischen möglichst wenig passiert.

An dieser Stelle fragt nun sicherlich der unbeteiligte Außenstehende warum dann überhaupt geangelt wird. Die größte Schonung würde man doch dadurch erreichen, wenn man den Fisch gar nicht erst fängt!? Diese Frage ist natürlich berechtigt und darin liegt meiner Meinung ein Grundsatzproblem in dieser Diskussion. Jeder der fischt, sollte sich mit dieser Frage auseinander setzen und sie für sich beantworten.

Wenn es nicht die Nahrungsbeschaffung ist, die uns antreibt, was dann? 

Für mich hat das Fischen einen sehr großen Stellenwert in meinem Leben und ich verwende sehr viel Zeit dafür, womit ich bei meiner Familie und bei meinen Freunden nicht immer auf Verständnis treffe. Ich möchte sogar soweit gehen und sagen „ich brauche es“. Es ist für mich das Eintauchen in eine andere Welt. An den Ufern der Flüsse findet ein ganz anderes Leben statt, als in unserer häuslichen und beruflichen Umgebung. Die Luft ist reiner, und das Erleben intensiver. Alle Sinne sind geschärft und man spürt sich auf eine ursprüngliche und reine Art. Dabei steht natürlich das gezielte Überlisten meines Zielfisches im Mittelpunkt. Es ist das ständige Verfeinern der Methoden, das Überdenken der Taktik und der Versuch zu verstehen, was gerade unter Wasser passiert, was in Kombination mit der oben beschrieben Kulisse für mich den Reiz des Fischens ausmacht. Der Drill und die Landung des Fisches krönt dann das Erlebnis und wenn dieser dann unversehrt davon schwimmt, habe ich mein Ziel erreicht.

Ich würde sagen, ich folge mit dem Fischen einem natürlich Instinkt, 

den wir wahrscheinlich alle in uns tragen und der bei mir besonders stark ausgeprägt ist. Mir ist dabei bewusst, dass ich auch dem schonend behandelten Fisch durch den Fang Stress und vielleicht auch Schmerzen zufüge aber ich kann es mit meinem Gewissen vereinbaren und ich versuche alles dafür zu tun, den Schaden für die Kreatur möglichst gering zu halten. Für mich als Welsfischer kommt noch ein ganz anderes Problem hinzu. Im benachbarten Ausland ist der lebende Köderfisch erlaubt und ich setze ihn dort auch regelmäßig ein. Für den Köderfisch geht das „Spiel“ in der Regel nicht gut aus. Entweder er wird vom Wels geholt oder er erliegt seinen Verletzungen durch Transport und Haken. Aus diesem Grund trägt das C&R beim Welsfsichen aus meiner Sicht immer einen bitteren Beigeschmack. Ich versuche meine Köderfische möglichst „gut“ zu behandeln. Das beginnt beim Fang und setzt sich bei der Hälterung fort. Und nach einer erfolglosen Nacht hake ich diese möglichst vorsichtig ab, lasse sie frei und hoffe, dass sie es überleben. Ich kenne viele passionierte Welsfischer, die aus diesem Grund auf das Anbieten von lebenden Köderfischen verzichten und mit Alternativmethoden fischen. Das finde ich sehr gut aber ich persönlich bin noch nicht so weit. Beim Karpfen- oder Fliegenfischen stellt sich das Köderfischproblem nicht. Hier hat man nur den Zielfisch und deshalb kann dort das C&R in reiner Form praktiziert werden.

Kommen wir nun zu einem weiteren Aspekt. 

Die Fischereigesetze der Länder schreiben in Deutschland unter Berücksichtigung des § 1 des Tierschutzgesetzes vor, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen zufügen darf. Demnach hat die Angelfischerei nur eine Berechtigung, wenn man den gefangenen Fisch dem menschlichen Verzehr zuführt.

Beim VDSF (Verband deutscher Sportfischer)  findet man unter Punkt 2.1. zu Tierschutz, Naturschutz und Fischerei folgende Formulierung:

Es ist nicht fischwaidgerecht, Fische allein aus Freude am Drill zu fangen. Das gilt erst recht für das Fangen von Fischen, um diese anschließend zurückzusetzen (catch and release). Mit dem Fang muss die sinnvolle Verwertung der Fische verbunden sein. 

Daran wird sehr gut deutlich, dass man mit dem regelmäßigen Zurücksetzen von Fischen sehr schnell in Konflikt mit bestehenden Gesetzen kommt und das macht die Sache zumindest in Deutschland wiederum sehr problematisch.

Dem gegenüber wird das in unseren Nachbarländern völlig anders geregelt. Hier ist C&R geduldet, teilweise erwünscht und in manchen Ländern ist man sogar dazu verpflichtet. Dort scheint man weiter zu denken und das wirkt sich wiederum sehr positiv auf die Fischbestände aus. Nicht ohne Grund zieht es immer mehr deutsche Angler in das benachbarte Ausland. Wenn ich mich mit meinen französischen Freunden über dieses Thema unterhalte und ihnen die Situation in Deutschland schildere, schlagen sie regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen. Nicht selten bekommt man dann zur Antwort „typisch deutsch“. Wir sind eben ein Bürokratie-Staat, was sicherlich in manchen Bereichen gut und sinnvoll ist aber in Bezug auf die Angelfischerei stehen wir uns damit meiner Meinung nach selbst im Weg.

Ich denke, dass bei uns die Gesetzeslage zu diesem Thema nicht mehr zeitgemäß ist.

Sie müsste dringend überdacht und abgeändert werden. Dabei sollte natürlich das Ökosystem Wasser mit der dazugehörigen Hege und Pflege seiner Lebewesen im Vordergrund stehen. Bei der spezialisierten Angelfischerei werden oftmals kapitale Elternfische einer Spezies erbeutet. Werden diese dann getötet, raubt man einer Fischart in einem Gewässer existenziell notwendige Reproduktionsfaktoren. Muss das sein??? Noch dazu erbeutet ein versierter Angler im Vergleich zu seinen weniger ambitionierten Kollegen deutlich mehr Fische. Und wenn diese dann immer getötet werden, schafft es ein guter Angler in kurzer Zeit ein Gewässer leer zu fischen. Also müsste man das spezialisierte Angeln verbieten und nur noch „Kochtopfangler“ an unsere Gewässer lassen? Auch keine gute Idee!

Leider hat das Fischen und die Anglerschaft in Deutschland keine bzw. nur eine sehr geringe Lobby.

Das hat in erster Linie gesellschaftliche und politische Ursachen. In Frankreich z.B. gibt es im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung wesentlich mehr Angler, als bei uns und dem entsprechend werden diese dort auch mehr beachtet, denn sie haben eine nicht zu unterschätzende, politische Kraft. Wenn wir bei uns das C&R legitimieren wollen, muss die gesetzliche Begründung der Angelfischerei neu definiert werden. Wie der entsprechende Gesetzestext letztendlich lauten könnte, kann ich an dieser Stelle nicht sagen. Ich bin mir aber sicher, wenn man das möchte, findet man eine entsprechende Formulierung, die uns zumindest ein „Hintertürchen“ für das Zurücksetzen von gefangenen Fischen auflässt. Dazu wird es natürlich nur kommen, wenn wir Angler endlich den Ruf der „grauen Maus“ ablegen und uns in der Öffentlich neu positionieren und stärker werden. Mir ist völlig klar, dass es sich dabei um einen langen Prozess handelt, der nicht in ein paar Wochen abgeschlossen werden kann. Dafür trägt jeder von uns ein Stück Verantwortung und wir sollten endlich damit anfangen.

Ich bekomme immer wieder Gespräche von Angelkollegen mit, 

in denen man sich gegenseitig versichert, dass man gefangene Fische selbstverständlich tötet und dem Gewässer entnimmt. Das Traurige daran ist, das ich von allen den Gesprächsteilnehmern weiß, dass sie regelmäßig ihre Fische zurück setzten, was ich gut finde. Aber warum muss man sich gegenseitig anlügen. Ganz einfach! Weil man Angst davor hat, dass man angeschwärzt wird und dadurch Konsequenzen zu befürchten hat. Und genau hier sollte das Umdenken beginnen. Wir müssen damit aufhören uns gegenseitig zu belügen. Lasst uns doch ehrlich sein. Denn nur wenn wir untereinander ehrlich sind, werden wir merken, dass es viele gibt, die eine gute und vernünftige Meinung zu diesem Thema haben. Erst wenn wir es schaffen untereinander ehrlich zu sein, können wir den Schritt in die nichtangelnde Öffentlichkeit wagen, denn dort weht uns ein strammer Wind ins Gesicht. Wir sollten mit breiter Brust und erhobenen Hauptes unseren Standpunkt vertreten und unsere wahren Beweggründe darlegen, die uns regelmäßig ans Wasser ziehen. Und das ist bei sehr vielen Anglern nicht der Wunsch nach einem möglichst großen Fischfilet.

Ich möchte meine Ausführungen noch um einen weiteren Punkt erweitern …

der mir sehr am Herzen liegt. Mein Hausgewässer ist ein kleiner Mittelgebirgsfluss mitten in Deutschland. Das Gewässer ist in viele kleine Abschnitte unterteilt und diese sind an diverse Angelvereine verpachtet. Ich bin mittlerweile in mehreren dieser Vereine Mitglied und befische diesen Fluss auf einer großen Strecke. In den letzten Jahren hat der Welsbestand erfreulicherweise deutlich zugenommen und so kann ich von regelmäßigen Fängen aus diesem Gewässer berichten.

Wenn ich meine Angelpapiere anschaue, fällt eine sehr markante und für mich völlig unverständliche Formulierung auf.

Das Schonmaß und die Schonzeit für den Wels sind ganzjährig aufgehoben. Jeder gefangene Wels muss getötet und dem Gewässer entnommen werden.

Dieser Wortlaut findet sich in den Papieren aller Vereine bei denen ich Mitglied bin und das scheint in Deutschland an vielen Gewässern leider eine gängige Vorschrift zu sein.

Hier macht man sich quasi doppelt strafbar, wenn man einen gefangenen Silure dem Wasser zurück gibt. Zum einen wegen der oben beschriebenen Gesetzeslage und zum anderen wegen den Vereinsvorschriften.

Der Wels genießt weitläufig leider immer noch einen sehr schlechten Ruf. Er wird in erster Linie verantwortlich gemacht für zurückgehende Fischbestände in unseren Gewässern und er gilt irrtümlicher Weise als gnadenlose Fressmaschine. Diese Annahme beruht auf reiner Unwissenheit der verantwortlichen Vereinsfunktionäre. Daran wird ganz deutlich, dass ein Fachverstand gar nicht oder nur sehr lückenhaft vorhanden ist. Ich selbst beschäftige mich mit diesem Thema schon seit längerer Zeit und ich möchte hier keine Behauptungen aufstellen, ohne diese auch belegen zu können. Leider findet man in der Literatur nur sehr wenige, wirklich gute Informationen über den Wels. Der Grund dafür könnte seine geheimnisvolle und teilweise auch unbemerkte Lebensweise sein. Zum Glück gibt es aber immer mehr Wissenschaftler, die sich dem Silurus Glanis annehmen und sich gründlich mit ihm beschäftigen.

Freundlicherweise hat mir Daniel Katzoreck ein Interview zur Verfügung gestellt, welches er mit dem Wissenschaftler Thomas Klefoth von der Humbold Universität in Berlin geführt hat. Das komplette Interview findet man im Internet unter folgendem Link: http://www.raubfisch-xxl.de/der-wels-aus-der-sicht-eines-wissenschaflters.html

Hier wird sehr schnell deutlich, dass der Wels alles andere als ein Schädling ist, sondern vielmehr ein faszinierendes Lebewesen mit einer speziellen Lebensweise und einer großen Anpassungsfähigkeit. Dieses Interview ist sehr lesenswert und ich kann es nur wärmstens empfehlen. Ich möchte hier aber nicht alle Aspekte des Interviews aufgreifen, sondern nur das, was für diese Diskussion hauptsächlich relevant ist.

Zitat:

„Daniel Katzoreck: Inwieweit hat das Welsvorkommen in einem Gewässer Einfluss auf die Fischbestände, bzw. reduziert der Welse die Fischbestände?

Thomas Klefoth: Welse fressen unter anderem Fisch. Somit haben sie zwangsläufig auch einen potentiellen Einfluss auf die Fischbestände. Allerdings lohnt ein etwas genauerer Blick auf den tatsächlichen Einfluss, vor allem im Vergleich zu Hecht, Zander und Barsch. Es konnte festgestellt werden, dass der Wels innerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebiets einen vergleichbar geringen Fraßdruck auf Zooplanktivore (landläufig Weißfische genannt) Fische ausübt. Dies lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Zum einen ist der Wels durch seine opportunistische Ernährungsweise nicht zwingend auf Fisch als Nahrung angewiesen und wird immer auch Krebse und andere Wirbellose fressen. Zudem führt der Fraßdruck auf vergleichbar kleine Beutefische dazu, dass es immer einige Beutefische wie etwa Brassen geben wird, die eine Größe außerhalb des Nahrungsspektrums der allermeisten Welse erreichen und sich somit auf jeden Fall fortpflanzen können. Weiterhin ist er durch seine Temperaturpräferenzen stärker eingeschränkt als Hecht, Barsch und Zander, welche das ganze Jahr hindurch Fraßdruck auf andere Fische ausüben. Zu guter letzt sind die Beutefische in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet über Jahrtausende an das Vorhandensein von Räubern „gewöhnt“ und haben entsprechende Räuber-Vermeidungsstrategien entwickelt. Somit geht die Wissenschaft unter diesen Umständen im natürlichen Verbreitungsgebiet von einem vergleichbar geringen Einfluss des Welses auf andere Fischarten aus.

Mit dieser fachkundigen und überprüften Aussage wird die Argumentationsweise der Vereinsvorstände schnell und nachhaltig entkräftet.

Sie ist nicht haltbar und sollte schnellstmöglich richtig gestellt werden. Ich bin jedes Jahr an den Großfischgewässern im Süden Europas unterwegs. Dort gibt es unglaubliche Bestände an Welsen aber jedes dieses Gewässer zeichnet sich auch durch einen beeindruckenden generellen Fischbestand aus. Das bekräftigt natürlich diese wissenschaftliche Stellungnahme und steht der hiesigen Schwarzmalerei entgegen. Der Wels ist kein Freiwild und wir sind in der Pflicht seinen schlechten Ruf gerade zu rücken.

Leider ereilt mich bei dieser Diskussion immer wieder der Eindruck, 

dass unsere Angelvereine dieses Bild von dem gefräßigen Ungeheuer gerne vorschieben und auch aufrecht erhalten wollen, um von anderen Problemen und vielleicht auch von Versäumnissen ihrerseits abzulenken. Die Fischbestände in unseren Heimatgewässern sind rückläufig. Keine Frage. Dafür gibt es sicherlich auch Ursachen aber diese liegen ganz bestimmt nicht an unserem Urian. Ich denke der Kormoran trägt seinen Teil dazu bei und bei uns ist auch der zunehmende Bootstourismus ein nicht zu unterschätzendes Problem.

Die Boote fahren oft und gerne durch die Flachwasserzonen und zerstören dadurch unweigerlich Laich und Brut. 

Ich denke jedes Gewässersystem hat seine eigenen und besonderen Probleme, die aber in der Regel durch genaues Hinsehen erkennbar sind. Diesen unterschiedlichen Ursachen wird seitens der Vereine nicht durch überdachte und der Situation angepasste Besatzmaßnahmen Rechnung getragen. Oftmals wird nach gleichen Vorgaben und Zahlen besetzt, wie noch vor 20 Jahren. Das ist eben nicht mehr zeitgemäß und führt zwangsläufig zum Rückgang der Bestände.

Wenn ich mich hier bei mir am Fluss umsehe, kommt noch eine weitere Sache dazu,

die mir sehr bitter aufstößt und die ich hier unbedingt auch nennen möchte. Beim Thema C&R wird erschreckender Weise mit zweierlei Maß gemessen. Bei dem gemeinen Fliegenfischer gehört es zum guten Ton, die Rainbow oder Äsche schonend zurück zu setzen. Auch der Spinnfischer, der einen Hecht oder Zander releast erfährt dafür eher Lob als Tadel und das ist, wie ich finde sehr ungerecht. Ich habe bei uns schon Formulierungen gehört wie: „wenn ich jemanden beim Zurücksetzen von Welsen erwische, gibt es sofort eine Anzeige und ich gehe mit dem bis vor Gericht!“ Leute das ist doch absolut lächerlich. Entweder gilt das Tierschutzgesetz für jeden oder eben für keinen Fisch!!!

Wenn dieses Thema nicht so ernst wäre, müsste ich wirklich darüber schmunzeln.

Es ranken sich unglaubliche Geschichten um riesige Welsmonster, die am „schweren“ Aalgerät nicht zu halten waren und jeder dieser Aalangler träumt sehnsüchtig davon einmal einen schönen Wels zu fangen. Und mit diesem Wunsch steht er nicht alleine da. Mittlerweile ist der Silure Zielfisch für viele Angler in meiner Gegend. Nur leider soll dieser Zielfisch unbedingt ausgerottet und aus unseren Gewässern verbannt werden.  Das ergibt doch alles keinen Sinn. Viel sinnvoller wäre es doch auch für den Wels ein Schonmaß festzulegen, um auch für diese Fischart dem Hegeauftrag gerecht zu werden und das sinnlose Abschlachten der Babywelse dadurch zu beenden. Selbstverständlich muss dem Zuwachs von Welsen Rechnung getragen werden. Die Situation hat sich eben geändert und dafür gibt es Fachleute, die durchaus in der Lage sein sollten durch entsprechende Besatzmaßnahmen das Gleichgewicht und die Ausgewogenheit in unseren Gewässern wieder herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Ich bin jetzt am Ende meiner kleinen Ausführung zu einem Thema angekommen, das mir selbst sehr am Herzen liegt.

Ich konnte dabei sicherlich nicht alle Aspekte aufgreifen aber ich habe die Punkte genannt, die mich an dem jetzigen Stand der Dinge stören und über die meiner Meinung nach nachgedacht werden sollte. Ich selbst betreibe C&R aus Überzeugung und ich werde das auch in Zukunft tun. Dafür übernehme ich selbstverständlich die volle Verantwortung.

Ich möchte mir nicht anmaßen von jedem Angler für jeden gefangenen Fisch das Zurücksetzen verpflichtend einzufordern aber ich wünsche mir für die Zukunft, dass es auch in Deutschland erlaubt und legitim ist, einen Fisch wieder schwimmen zu lassen, wenn man das gerne möchte, ohne dadurch in Konflikt mit der Gesellschaft oder den Gesetzen zu kommen.

Jeder, der einmal gesehen hat, wie schön es aussieht, wenn ein schöner Wels, Karpfen, Hecht oder eine Forelle langsam im glasklaren Wasser verschwindet und nach Hause schwimmt, wird es wieder tun. Alles für den Fisch!!!