Es kommt immer anders … von Sven Dombach

Heute möchte ich Euch …

von einem Nachmittag berichten, an dem wieder einmal nix so kam, wie eigentlich gedacht. Mein Plan war es, bewaffnet mit Schlauchboot, Echolot und Wallerholz einen sehr interessanten Gewässerabschnitt abzudriften, um mir für die kommende Herbstfischerei ein paar neue Hotspots zu suchen. Das Projekt „heimatlicher Großwaller“ schafft es immer wieder, dass ich bereit bin, viel Zeit für die Gewässererkundung zu investieren. Zeit, die ich in den Anfangsjahren meiner Wallerfischerei wahrscheinlich lieber fürs Fischen verwendet hätte.

So, noch schnell den Motor anhängen, Echolot und Geber montieren, meine kleinen Helfer ( Astschere, Opinel, etc. ) im Bootskörper verstauen und meine Wallerhölzer nicht vergessen. Geschafft! Innerhalb weniger Minuten bin ich bereit für die spannende Driftung. Eddie, komm Boot!!! Mit der Routine von vielen gemeinsamen Bootsfahrten besteigt mein stetiger Angelbegleiter, Boxer Eddie, die Bootsspitze und legt sich sogleich in gewohnter Manier ab. Ich drücke mich mit dem Paddel weg vom Boden und die Strömung beflügelt mein kleines, grünes Schlauchboot mit fast magischer Leichtigkeit.

Es herrschen wirklich perfekte Bedingungen und ich bin sehr gespannt …

was und vor allem wo sich etwas auf dem Echolot zeigt. Gutes Stichwort, Echolot. Ich drücke den Powerschalter und warte. Normalerweise ertönt ein Piepton und sogleich beginnt das Display zu arbeiten. Nix, komplett gar nix. Da hat sich bestimmt die Klemmung gelöst. Ich überprüfe alles sehr akribisch aber leider bleibt der Monitor grau. So ein Mist, in diesem Moment klingelt mein Handy…Hannes. „joooo…wat is?“ Er berichtet mir von seinen vielen Terminen und dass er total traurig ist, dass er diese Woche nicht ans Wasser kommt. Ich kann seinen Frust wirklich sehr gut nachvollziehen und ich berichte ihm sogleich von meinem aktuellen Problem … dem Sch… Echolot!!!

Hannes hat ganz merkwürdige Vorschläge zum Bewältigen meiner Misslage …

einer davon ist es, Jan anzurufen. „der bringt dir bestimmt eine frische Batterie ans Wasser, der ist doch zuhause“. „Nein, ich werde gar niemand anrufen“, erkläre ich Hannes. „Ich werde jetzt flux den ganzen Kram zusammenpacken, schnell nach Hause fahren und meine Spinnrute holen und dann einen Waller fangen.“ Nachdem mir Hannes für dieses Vorhaben viel Erfolg gewünscht hat und ich seiner Stimme schon ein gewisses Schmunzeln entnehmen kann, breche ich diese gescheiterte Aktion ab und bin in wenigen Minuten auf dem Weg zu meinem Angelkeller. Ich weiß gar nicht warum, aber aus irgend einem Grund ertappe ich mich dabei, dass ich etwas hektisch bin. Die Idee, mit der Spinnrute einen Fisch zu fangen treibt mich an und nach kurzer Zeit habe ich alles dabei, was ich brauche und das ist beim Spinnfischen nicht viel.

Früher war ich fast ausschließlich mit der Spinnrute auf der Jagd nach dem Waller, aber mittlerweile habe ich leider kapiert, dass dies zwar zu den spannendsten aber leider nicht zu den erfolgreichsten Methoden gehört. Während der kurzen Fahrt zum Wasser entscheide ich, eine mir gut bekannte Stelle zu beangeln, die mir in den vergangenen Jahren schon den Ein oder Anderen Spinnwaller beschert hat.

Am Wasser angekommen, muss ich leider feststellen …

dass diese Stelle in letzter Zeit wohl sehr stark befischt wird. Leere Madendosen, Bierdosen, Zigarettenschachteln, und…und…und! Bei dem Anblick muss ich spontan an unsere mittlerweile immer häufiger anzutreffenden „Goldzahnkormorane“ denken, die hier wohl offensichtlich regelmäßig der passionierten Fischjagd nachgehen. Arschl…. denke ich während ich einen Effzetblinker montiere, und nach kurzer Zeit fliegt dieser schon durch die Luft auf dem Weg zu dem Ort, wo der Waller wohnt. Immer und immer wieder werfe ich eine Stelle an, von der ich weiß und mir sehr sicher bin, dass sie genau die Richtige ist. Nach vielen Würfen mit keinem Erfolg, entscheide ich nun etwas tiefer zu fischen. Eine Sandra mit schwerem Bleikopf soll jetzt die Schlacht gewinnen.

Ein punktgenauer Wurf, absinken lassen und dann ankurbeln …

Während ich auf den ersehnten Biss warte, treibt ein Barsch in Ufernähe sein Unwesen und will ein paar von den Fischlein aus der Kinderstube vernaschen. Ich werfe erneut an die besagte Stelle und meine Gedanken schweifen ab….ist diese Stelle mittlerweile doch so überfischt, dass hier nix mehr geht? Meine Euphorie scheint zu schwinden und der Glaube an den, noch vor ein paar Minuten sicher geglaubten Spinnwaller, verflüchtigt sich nahezu in ein Nichts. SUM…hängt….das ist ein Wels!!! Die Kopfstöße und Schläge in die Rute lassen keinen Zweifel aufkommen. Am anderen Ende meiner Schnur hat doch tatsächlich ein Silure nach dem Rechten geschaut. Geil. Mein Freund Eddie ist sofort auf seinem Posten und erwartet den durchaus stattlich kämpfenden Fisch.

Nach ein paar Minuten zeigt dieser seinen hellen Bauch und der folgende Wallergriff stellt mich vor kein Problem. Ich ziehe den Fisch ins Gras, wo ihn Eddie wie immer von oben bis unten ableckt. Ich lege meine selbstgebaute Spinnrute neben den Fisch, gehe in die Knie und genieße für einen Moment den Anblick, der sich mir bietet. Der Haken sitzt sauber im Maulwinkel. Alles richtig gemacht, denke ich und natürlich gebe ich diesen wunderschönen Fisch zurück in sein Element. Machs gut mein Freund, vielleicht sieht man sich in ein paar Jahren wieder.

Und was habe ich aus dieser kleinen Geschichte gelernt? Ganz Klar! Flexibel sein am Wasser, die Methoden variieren und immer an den Erfolg glauben. Dieses Prinzip treibt uns weiter voran auf der Suche nach den wahren Giganten.

In diesem Sinne …