Das erste Mal … von Sven Dombach
Liest man den Titel dieses kleinen Berichtes …
ereilt einen schnell der Eindruck, es könnte sich um einen billigen Gossenroman handeln, der alsbald in eine einschlägige Richtung abdriftet. Der eine Leser würde sich freuen und sehr gespannt weiterlesen, der andere würde wahrscheinlich einfach abbrechen!? Keine Sorge. Es geht wie so oft um eine kleine Geschichte, die vom Wallerangeln erzählt.
Mittlerweile kommen die Clanbrüder aus den unterschiedlichsten Ecken in Deutschland. Das ist eine feine Sache, denn so können wir uns gegenseitig unsere Heimatgewässer vorstellen. Das ist jedes Mal eine anglerische Herausforderung und festigt natürlich auch die Gemeinschaft. Da ich in den vergangenen Monaten schon ein paar Mal bei Hannes zu Gast war und er mir sehr viel von seinem Hausgewässer gezeigt hatte, wollte ich mich in dieser Hinsicht natürlich unbedingt revanchieren. Wir konnten an seinem Gewässer wahre Sternstunden erleben und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Mein Fluss ist sehr schwer …
und gerade die vergangene Winterfischerei hat gezeigt, wie launisch seine Bewohner sind. Ich habe oft mit Hannes über mögliche Gründe dafür philosophiert und er war zu 100 % informiert. Ich wollte ihm nix versprechen, was nicht ist und somit war ich einfach nur ehrlich. „Es wird schwer. Ein Biss wäre der Hammer, ein Fisch ein Riesenerfolg“.
Wer Hannes kennt, weiß, dass es nicht viel braucht, um ihn für`s Fischen zu motivieren. Er denkt immer positiv und genau mit dieser Einstellung traten wir unsere Session an.
Samstag, 26. März 2011 …
Das Telefon klingelt und es ist 10 Uhr. „Ich bin in einer Stunde da. Bin prima durchgekommen.“ Alles klar. Mein Auto ist gepackt, Essen und Trinken ist an Bord und es kann losgehen, sobald Hannes da ist. Und da ist er. Wir begrüßen uns und laden schnell seine Sachen in meinen Bus. Weil ich seine Begeisterung für fremde Gewässer und insbesondere für Flüsse kenne, schlage ich vor, dass wir ein paar gute Stellen anfahren und uns dann für einen Spot entscheiden.
Es ist ja noch früh am Tag. Natürlich ist er einverstanden und so wird’s gemacht. An den angefahrenen Plätzen erzähle ich ihm von der Gewässerstruktur und von Fängen der letzten Jahre. Schließlich einigen wir uns auf eine flache Bucht von ca. 50 cm, die dann ziemlich steil auf eine Tiefe von 2 Meter abfällt. Da die Frühlingssonne seit ein paar Tagen das kühle Flusswasser erwärmt, könnte genau diese Stelle zum Erfolg führen. Wenn sie ziehen, dann kommen sie hier vorbei. Also los!
In gewohnter Manier besprechen wir kurz die Vorgehensweise …
und das Auslegen der Ruten geht schnell und problemlos. 2 Ruten spannen wir direkt an einen mir bekannten Standplatz, etwa 150 Meter flussauf und die flache Bucht wird mit ebenfalls 2 Ruten bedacht. Nach getaner Arbeit organisieren wir noch unser Nachtlager und dann geht`s zum gemütlichen Teil. „Wir sollten vorsichtshalber mal ein Bier trinken“ schlage ich vor. „Aber nur vorsichtshalber, man weiß nie was kommt“ antwortet Hannes.
Und es kommt noch besser. Ich habe zur Feier des Tages den Grill und leckere „Schwenker“ eingepackt. Will ja schließlich ein guter Gastgeber sein und mir nicht nachsagen lassen, dass es nix zu Essen gab. Und nur zur Information…diese Steaks haben göttlich geschmeckt. So wie immer am Wasser. Und diesmal hat Eddie nix davon abbekommen!
Wir haben uns viel zu erzählen, wir besprechen Details für unseren anstehenden Trip an die Petite Rhone und so vergeht die Zeit wie im Flug. Stunde um Stunde verrinnt und unsere Ruten zeigen überhaupt keine Aktion. Irgendwie ist es auch ziemlich kühl, der Sommer lässt noch lange auf sich warten. Aber Hauptsache Fischen und am Wasser sein.
In diesem Moment wird mein Gefühl immer schlechter …
und für mich steht fest: das wird heute eine Nullnummer. Aber nix anmerken lassen. Gerade als meine Gedanken sich wirklich sehr ernsthaft mit dem drohenden Misserfolg beschäftigen, zeigen sich im letzten Licht des Tages kleine, zarte Ringe an der Wasseroberfläche, genau an der Kante zur flachen Bucht. „Da sind kleine Fische unterwegs, genau da wo unsere Köder auf den Waller warten“. Das ist ein gutes Zeichen und schlagartig ist mein Gefühl viel besser. Vielleicht klappt`s ja doch!?
Wortlos schauen wir den kleinen Fischlein bei ihrem Abendspaziergang zu und ohne Vorankündigung meldet sich Hannes Glöckchen an der Standplatzrute flussauf. Er springt zur Rute und quittiert das Geschehen mit einem beherzten Anschlag…Und? NIX! Kein Fisch. Ob es ein Biss war, werden wir nicht erfahren. Ich habe da aber meine Zweifel. Fakt ist, die Rute muss wieder raus. Und so wird`s auch gemacht. 10 Minuten später sind wieder alle Eisen im Feuer und das Warten geht weiter … aber es passiert nix.
So gegen 22 Uhr beschließen wir uns der Kälte zu ergeben …
und kriechen in unsere Schlafsäcke. Endlich wird es warm. Ich liege noch einige Minuten wach und schaue in den Nachthimmel. Meine Gedanken gehen auf die Reise zu fernen Großfischgewässern und im Wechsel dieser traumartigen Hirnergüsse falle ich in einen Schlaf…BING!!! Ich öffne meine Augen und orientiere mich kurz. Hannes Rute, die an der Kante zu flachen Bucht liegt, zuckt mehrmals kräftig nach vorne. „Hannes, Biss!“ ……
Kurz drauf steht er an seiner Rute und wir beobachten, wie diese langsam aber sehr bestimmend nach vorne gezogen wird. Der perfekte Moment für einen Anschlag. Und er hängt. Sau Geil. Nach kurzem Drill können wir den Silure landen. Jetzt noch schnell anleinen, denn wir möchten in der Morgensonne ein paar schöne Erinnerungsfotos machen.
Wir geben uns die Hand. Ohne Worte schlagen wir ein … “Ich wusste, dass es hier gut ist“ unterbreche ich die Stille und wäre es hell gewesen, hätte Hannes mein Grinsen gesehen. Ich dachte mir zwar, dass die Stelle gut ist aber der wirkliche Glaube an einen Fisch war zugegebener Maßen sehr dünn. Aber egal. Fisch am Seil, Fänger zufrieden und so geht`s dann nach einem Wallerbier zurück in die mittlerweile abgekühlten Schlafsäcke. Die Nacht bleibt leider ohne weitere Bisse.
Am nächsten Morgen verwöhnt uns ein Sonnenaufgang …
der allerfeinsten Sorte und nach einem guten Kaffe schlagen wir gemütlich unser Lager ab immer mit der Gewissheit…das Beste kommt zum Schluss. Nämlich den Fisch der Nacht zu messen, zu fotografieren und ihn danach wieder in sein Element zu entlassen. Es kommt ein prächtiger, fast schwarzer Fisch zum Vorschein. Einfach nur schön. Kurz drauf gleitet er sanft im klaren Wasser davon und unsere Blicke begleiten ihn dabei.
Der Rest ist schnell erzählt …
Auf der Heimfahrt sind wir ausgesprochen gut gelaunt und ich bin ein zufriedener Gastgeber. Hannes hat sein erstes Mal an meinem Fluss erfolgreich bestanden und ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass dieser Fisch sein erster Deutschlandwaller war. Kein Wunder, dass sich der Junge, der schon einige wirklich dicke Dinger bezwungen hat, so über einen vergleichsweise kleinen Fisch freut.
Diese Mail hat mich ein paar Tage später erreicht …
Moin Sven!
Genauso ist es, es hat mal wieder echt Spaß gemacht und ich fand es war ein sehr gelungenes Ding! Je mehr ich über den Fisch nachdenke, desto glücklicher werd ich eigentlich. Denn wenn man mal bedenkt, unter welchen Vorzeichen dieser Fisch gefallen ist, kann man schon sagen, dass die Wahrscheinlichkeit nix zu fangen wesentlich höher war, als die einen Fisch an Land zu ziehen.
Dazu kommt noch, dass wir den Bann jetzt hoffentlich gebrochen haben und die Welse jetzt wieder regelmäßiger beißen. Was ich vor lauter Schwätzen gestern vergessen habe, war danke zu sagen für Speis und Trank! 1a Verköstigung kann ich da nur sagen und beim nächsten Trip bei mir übernehme ich das dann komplett! Das dickste Danke gilt aber für den Fisch, denn allein hätte ich den Burschen wahrscheinlich nicht gefangen!
P.S. Die Bilder sind echt klasse geworden, sehen richtig „frisch“ aus!
Gruß Hannes
In diesem Sinne …
Euer