Hochwassertage … von Johannes Martin

Ein knapper Meter!? … hmm … das reicht

murmle ich vor mich hin, als ich die Karausche beim Blick auf das Echolot lospaddeln lasse. Das kaffeebraune Wasser um mich herum sprudelt wortwörtlich vor Leben. Die Weißfische erfreuen sich an den vom Hochwasser aufgewirbelten Proteinbomben, die ihnen die Strömung mundgerecht serviert. Die Raubfische markieren den lachenden Dritten und stürzen sich mit vollem Körpereinsatz ins reichlich gedeckte Buffet.

Kurze Zeit später beobachten Leon und ich dieses Treiben von Land aus, hinter den fertig präparierten Ruten sitzend. Immer wieder schießen Döbel und Rapfen auf der Jagd aus dem Wasser und scheuchen die Kleinfischschwärme hin und her. Der große Schwarze zeigt sich zwar bisher noch nicht, jedoch ist seine Anwesenheit praktisch spürbar, denn bei so einem Inferno für seine Rezeptoren und Sinnesorgane wird er gar nicht anders können, als seine Barteln früher oder später in unsere Richtung zu schieben. Währenddessen hängen unsere Köder wie kleine Extra-Bonbons im besagten „Buffet“ und warten sichtlich nervös auf einen Abnehmer.

Nach einer überstürzten Fluchtaktion meiner Karausche scheint es endlich soweit zu sein. ER hat den Weg zur Speisekammer tatsächlich gefunden und beendet mit einem harten Ruck die hektischen Fluchten des Köderfischs. Der ebenso kräftige Anhieb geht voll ins Leere, was bleibt sind ungläubige Blicke und ein verschleimtes Vorfach.

Doch lange Zeit zur Trauer bleibt nicht …

denn Leon macht es Minuten später besser und setzt einen Volltreffer! Das flache Wasser beginnt schlagartig zu kochen und „klatsch“, teilt der Waller die Oberfläche mit seinem Schwanz. What a feeling!!! Unsere Ohren lassen uns erahnen, dass der Fisch wohl „metrig“ sein müsste, was die herrlich gebogene Rute bestätigt. Nach einigen heftigen Fluchtversuchen und einer problemlosen Landung, kann Leon seinen schönen Fang stolz im Blitzlichtgewitter präsentieren.

Das Treiben an der Wasseroberfläche beruhigt sich nun allmählich. Der Fisch ist zurück in der braunen Brühe und wir quatschen noch ein bisschen über das Geschehene bis wir schließlich einschlafen.

Der Rest der Nacht bleibt mit Ausnahme einer weiteren Fehlattacke ruhig, bis um 5 Uhr der Wecker klingelt. Zufrieden verstauen wir unsere Sachen im Auto und machen uns auf den Weg in Richtung Heimat.

12 Uhr … ich sitze in der Mittagspause

Das Hochwasser, die vergangene Nacht und die vergebenden Chancen immer noch vor Augen. Der Blick auf die vom Waller demolierten Finger und die „Angst“ diese Hochwasserphase nicht optimal ausnutzen zu können lassen mir keine andere Wahl als Leon eine SMS zu schicken, was er denn heut Abend so „geplant hätte“. Das geantwortete „Bin dabei!“ hatte zur Folge, dass wir uns einige Stunden später wieder auf Weg zum Spot befinden. Leider mussten wir feststellen, dass das Wasser ca. 25cm gefallen war und den Platz von tags zuvor vom „Hot Spot“ zum „Not Spot“ machte.

Flexibilität zahlt sich beim Fischen immer wieder aus und so schafften wir es unsere Köder an diesem Abend doch noch pünktlich zur heißen Phase an einem anderen Ort in die Verlosung zu bringen.

Die Dämmerung schafften wir ohne „personelle Einbußen“ an der Front

Mitten in die Tiefschlafphase platzt dann eine Attacke, der man ohne weiteres einen richtig guten Fisch hätte zuordnen können. Zum Vorschein kommt allerdings ein kleiner, aber für seine Größe unheimlich fetter Wels, der um das Entfernen des unfreiwilligen Piercings bittet.

Danach geht‘s wieder in den Schlafsack …

an dem sich mittlerweile etliche Nacktschnecken zu schaffen machen, da ich das Fußende beim Aufspringen in die Wiese habe fallen lassen und ihnen so einen genialen Kletterparcour schuf. Und Kai, lass es dir an dieser Stelle gesagt sein, bei deinem Bericht „Als der Regen kam“ konnte ich bei der Stelle mit den Nacktschnecken mitfühlen, denn es sind auch meine absoluten Lieblingstiere. Dementsprechend groß ist meine Begeisterung in dem Moment, als ich beim Aufheben des Schlafsacks voll in eine dieser Schleimbazillen reingreife! Nachdem ich meinen ungeplanten Besuch höflich „zur Tür gebeten“ habe, verkrieche ich mich wieder im Nightwarrior.

War das grade eine Attacke!?!?

Der Blick zur Rute … jawollja!! Da geht’s vorwärts! Also nichts wie hin, Anhieb setzen und pumpen. Diesmal hat sich scheinbar der Zwillingsbruder des grade erst zurückgesetzten Fisches am Köder vergriffen und schlägt jetzt verzweifelt in die Schnur.

Die Nacht bleibt von nun an ruhig …

sodass wir noch einige Zeit Schlaf finden bevor‘ s erneut heißt, Tackle packen, duschen, Büro. Ein wenig Wehmut ist schon dabei, als wir im Morgengrauen die Montagen abschlagen. Doch so ein Start in den Tag lässt so einiges verschmerzen, vor allem wenn man die Gewissheit hat, in naher Zukunft wieder zurückzukehren. Auch wenn dieses Mal mit einer Ausnahme ausschließlich die „Kurzen“ unterwegs waren, hat dies dem Fazit der Tour nicht geschadet. Denn auch hier muss ich meinen Freund Kai wieder zitieren, der mal irgendwo schrieb „Wer den Kleinen nicht ehrt, ist des Großen nicht wert“. Kai, 1000% agree!!!

Denn wenn es solche Tage nicht gäbe, wüssten wir Zeiten in denen die Großen laufen nicht mehr zu schätzen und die „Suche nach den wahren Giganten“ wäre nicht mehr das was sie ist!

In diesem Sinne …