Use your time … von Johannes Martin
Ich knie im Dreck…
Nervös verzurre ich das Hanfseil am Stein. Wicklung um Wicklung legt sich um das Gewicht, das gleich meinen Köder an seinem Bestimmungsort halten soll. Und auch wenn das Ganze im letzten Tageslicht geschieht, ist es immer noch drückend heiß. Der Schweiß an meiner Stirn sammelt sich und vereinigt sich schließlich zu einer dicken Perle. Diese bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg zwischen meinen Augen hindurch bis hin zur Nasenspitze, wo sie kurz verharrt und dann auf den vom Schein der Kopflampe beleuchteten Stein tropft. Immer wieder muss ich das Binden unterbrechen, um mich zu kratzen, denn meine Waden bedanken sich mit einem unausstehlichen Juckreiz für die Auswahl des mit Brennzellen übersäten Platzes.Plötzlich ein lautes Klatschen.
Vom Dämmerlicht verschleiert erkenne ich im Augenwinkel auf der anderen Seite des Flusses aufgeschäumtes Wasser. Die Silure….es geht los.Normalerweise sollten genau jetzt die Montagen im Wasser und bereit zum Fangen sein. Das sind die aber nicht. Meine Anspannung steigt und mit jedem weiteren Raubgeräusch das ich vernehme, wächst der Ärger über mich selbst. Ich ärgere mich darüber, wieder einmal viel zu unvorbereitet gewesen zu sein und dadurch wertvolle Zeit verloren zu haben. Die Strafe dafür folgt auf dem Fuße.
Mit dem Ablegen meiner letzten Montage, in völliger Dunkelheit,
verstummen auch die Raubaktivitäten und meine Bissanzeiger geben keinen Mucks von sich, bis ich am Morgen frustriert die Segel streiche. Der Schuldige für diesen Blank ist auch schnell gefunden: Die mangelnde Organisation und Vorbereitung.
Dieses beschriebene Szenario kennt wahrscheinlich jeder von uns. Durch Beruf und Familie sind die Zeitfenster, die sich im Alltag für die Ausübung unserer Passion öffnen nicht immer sehr groß. Gerade unter der Woche wird es meist spät, bis man vom Büro den Weg ans Fluss-oder Seeufer findet und um dann effektiv zu agieren, muss jeder Handgriff sitzen. Gerade zu Beginn meiner Welsangelei habe ich was diese Dinge angeht, viel Lehrgeld bezahlen müssen und kenne deshalb die beschriebenen Szenen zu genüge. Mit der Zeit lernt man aber worauf es letztendlich ankommt und vor allem was man schon im Vorfeld einer Session erledigen kann, um nach Ankunft am Wasser sofort loslegen und den Welsen die Köder rechtzeitig servieren zu können.
Grundlegendster Baustein für die erfolgreiche Ausübung des Welsangelns sind natürlich die Köderfische. Mit ihnen steht und fällt der Erfolg. Deshalb sollte man bemüht sein, immer genügend zur Hand zu haben, was bedeutet, dass der, der regelmäßig ans Wasser will, am Hältern von Köderfischen nicht vorbeikommt.
Am Abend des Ansitzes damit anzufangen sich beispielsweise mit der Feeder-Rute passende Köder zu besorgen ist nicht empfehlenswert.
Zum einen fehlt dafür schlicht und einfach die Zeit, zum anderen beißen Rotaugen, Karauschen und Co wenn man sie unbedingt braucht sowieso nicht. Auch das habe ich schon des Öfteren schmerzlich erfahren müssen. Die zweite ebenfalls grundlegende Vorbereitungsmaßnahme ist die Platzwahl. Sie bestimme ich nach aktuellen Temperaturen, Wasserstand und dem, was ich in den Vorwochen am Wasser erfahren habe. Haben wir dann einen Platz festgelegt, ergeben sich daraus neue Informationen für uns, denn wir wissen nun was auf uns zukommt und was wir brauchen. Ist es ein Platz an dem ich abspannen muss? Ist es ratsam Bojen zu setzen, oder kann ich ganz einfach U-Posen fischen?
Die Antwort gibt der Platz selbst. Bin ich mir aufgrund wechselnder Gegebenheiten (bspl. Hochwasser) nicht sicher was ich machen kann bzw. muss, um sauber präsentieren zu können schaue ich mir den Platz am Tag vor der Session noch einmal an. Das Strömungsbild allein reicht oft schon aus, um zu erlernen worauf es ankommt, bzw. was der Spot zulässt und erfordert.
Jetzt habe ich die Informationen, die mir für meinen nächsten Schritt fehlte. Denn jetzt, wo ich weiß was ich machen möchte, kann ich natürlich entsprechend planen Ist es zielführend mit Bojen zu arbeiten, bereite ich die natürlich zuhause vor. Gerade um das Gewicht zum Fixieren der Boje gilt es sich zu kümmern, denn abends noch nach Steinen zu suchen, die dann auch noch eine passende Größe haben müssen, ist schon wieder viel zu zeitaufwendig.
Apropos Steine:
Die U-Posen-Stones binde ich mir im Vorfeld zuhause vor und versehe sie mit Reißleinen. Am Wasser angekommen muss ich so nur noch einhängen und ablegen. Auch das spart jede Menge wertvoller Minuten. Desweiteren sind wir uns ja nun auch im Klaren darüber, wie viele Ruten wir zum Abspannen an Bojen oder Büschen brauchen und wie viele wir als Unterwasserposen-Montage fischen.
Diese können dann natürlich ebenfalls schon montiert werden. Dabei hat sich gezeigt, dass eine gewisse „Standart-Montage“ einen bestimmten Vorteil mit sich bringt. Sie besteht lediglich aus einem Easy-Clip, einer Gummiperle und einem Wirbel zum Einhängen des Vorfachs. Der große Vorteil ist, dass ich diese Montage für alle Angeltechniken (Bojen-/U-Posenfischen) einsetzen kann. Ich muss nur das Vorfach tauschen. Der Rest bleibt bestehen. Dadurch kann ich auch auf kurzfristige, plötzliche Gegebenheitsänderungen reagieren. Steigt über Nacht der Wasserstand, sodass mein „Bojen-Plan“ komplett über den Haufen geworfen wird, muss ich am Wasser angekommen nicht mehr umdisponieren. Ich hänge ein anderes Vorfach ein und bin sofort startklar. Um trotzdem nicht auf das Blei verzichten zu müssen, sollte ich es brauchen, fixiere ich dieses direkt auf dem Vorfach. Ein weiterer Vorteil dieser Variante ist, dass mein Köder zuverlässig auf Tiefe bleibt, da er keinen großen Spielraum zwischen sich und dem Blei hat.
Wobei wir eigentlich schon beim nächsten Punkt wären.
Sie, also die Vorfächer, kann ich auch zuhause vorbereiten. Ich weiß auf welche Angeltechniken ich setzen möchte, weiß worauf es ankommt und habe die Information über die Größe, der mir zur Verfügung stehenden Köderfische. Ich kann die Rigs also perfekt abstimmen und gewinne abermals einige Minuten, die am Abend des Fischens Gold wert sind.
Zum flinken Agieren am Wasser…
gehören nebst der guten Vorbereitung und Organisation aber auch die passenden Helfer, um das Ganze fix umsetzen zu können. Dazu gehört in erster Linie ein Boot. Dieses sollte nach Möglichkeit schon im aufgebauten Zustand am Angelplatz ankommen, um auch das Aufbauprozedere einzusparen. Ich selbst setze dabei auf ein kleines 1,8m-Schlauchboot mit Lattenboden, welches ohne Probleme auf meinen Dachgepäckträger passt, allein super händelbar und auf dem Wasser ein verlässlicher Partner ist. Im Zusammenspiel mit einem E-Motor mittlerer Größe und einer kleinen, leichten Batterie ist das Netz aus Schnüren in Windeseile gewebt. Allerdings sollte auch bei Komponenten wie Boot, Motor, Batterie und Echolot im Vorfeld stets geprüft werden, dass sie funktionieren und vor allem, speziell bei Echo und Batterie, alle Akkus aufgeladen sind. Eventuelle Ausfälle und damit verbundene Reparaturarbeiten vor Ort brechen uns sonst das Genick und minimieren unsere Chancen auf den Fangerfolg, weil wir es nicht schaffen die Köder zum Beginn der heißen Phase zu platzieren.
Der letzte Aspekt, den ich meiner kleinen Auflistung noch beifügen möchte,
ist das Packen des Autos. Da ich, bei derartigen Sessions meistens Plätze befische, die ich mit dem Auto erreichen kann macht es Sinn das Tackle so zu verstauen, dass das was ich als erstes brauche auch als vorderstes liegt, damit ich nicht erst den ganzen Kofferraum ausräumen muss, um an das zu gelangen was ich als erstes brauche. Das heißt, Ruten, Kleinteiletasche, Köder& Steine liegen ganz vorne und sind sofort verfügbar. Liege, Schlafsack und Kleidertasche finden ihren Platz ganz hinten. Sie kann ich auch noch ausladen, wenn die Montagen längst liegen.
Ihr seht also…
mit ein bisschen Vorausplanung und Organisation können wir jedem einzelnen Schritt, den wir bei einem Ansitz bewältigen müssen etwas Zeit abgewinnen und so letztendlich die uns zur Verfügung stehende Zeit optimieren. Die Zeit in der unseren Ködern eine Attacke wiederfahren kann verlängert sich und wir steigern die Chancen unser Vorhaben erfolgreich zu gestalten. Es heißt schließlich nicht umsonst „Zeit ist der beste Köder“. Und genau das, wird sich am Ende des Jahres auch im Fangbuch wiederspiegeln.
Außerdem nimmt es den Stress an diesen Abenden…
an denen man einfach nur noch raus will, um das zu tun, was man am liebsten tut. Man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren, sprich die saubere Präsentation und so in der Zeit in der man sonst noch Vorfächer geknüpft hat einen Traumfisch auf die Matte ziehen…