Zweiter Sieger … von Johannes Martin

Ein leises Klingeln, ich öffne meine Augen …

“An welcher Rute war das!?“ Alles ist ruhig und keines meiner Knicklichter bewegt sich. Plötzlich erkenne ich, wie eines der Lichter langsam auf Tauchstation geht und meine Rute nach vorne gerissen wird. „BISS!“ Ich hechte zur Rute, setze den Anhieb und … schlage voll ins Leere.

„Fuck!!! Fehlbiss!“, fluche ich, während ich frustriert meine schlaffe Schnur einkurbele. Am Ende der Schnur erwarten mich zwei leere Haken. Ziemlich demoralisiert schluppe ich in meine Schuhe, hole mir einen neuen Köderfisch aus dem Netz, ködere ihn an und fahre meine Montage wieder an ihren Platz.

Minuten später sitze ich auf meinem Stuhl und glotze mit leerem Blick aufs Wasser. Das Adrenalin, das seit dem Biss durch meinen Körper strömt hält mich wach und der Fehlbiss sitzt wie ein Dorn in meinem Gewissen. Doch ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Erlebnisse dieser Art gibt’s bei der Wallerangelei immer wieder. Alles scheint perfekt vorbereitet, alles scheint perfekt getimed und trotzdem hängt der Fisch nicht.

Die Frage, warum dies so ist, ist nicht leicht zu beantworten …

Zu viele Faktoren, die Einfluss auf Sieg oder Niederlage haben, spielen eine Rolle. Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass es für jede Angelmethode und Art der Köderpräsentation, sprich Montage, einige Dinge, teils Kleinigkeiten gibt, die beachtet werden müssen um die Fehlbissrate auf ein Minimum herunterzuschrauben. Darüberhinaus gibt es natürlich auch einige grundlegende Dinge, die man unabhängig der ausgewählten Montage beachten sollte, um nicht andauernd als zweiter Sieger vom Feld zu gehen.

Da ich ein eingefleischter Uferangler bin …

und versuche meine Angelei einfach und unkompliziert zu halten, verwende ich normalerweise nur drei Montagen: Das Anbinden am anderen Ufer, die U-Posenmontage und, auch wenn nur selten, die Bojenmontage.

Bei jeder dieser Montagen sind einige Störfaktoren mit einzukalkulieren, um daraus resultierende Fehlbisse von vorne herein auszuschließen. Neben dem Rig selbst sind einige Details zu beachten, die erheblichen Anteil daran haben, ob wir nach dem Anhieb mit dem Waller baden gehen dürfen, oder ob uns unser Freund mal wieder nass macht …

Der wichtigste und mit Sicherheit grundlegendste Punkt …

den wir bei jeder der drei Methoden beachten müssen ist sicher der Anschlag. Kommt dieser zu früh oder zu spät, gehen wir leer aus. Als der perfekte Moment, um dem Waller unsere Haken in die Kieferplatten zu treiben hat sich die Phase rausgestellt, in der unsere Rute nach kurzem Anklingeln konstant nach vorne wandert. In diesem Augenblick hat der Waller den Köder eingesaugt und versucht entweder damit zu flüchten oder sich auf den Grund abzulegen.

Schlagen wir mit unserem Anhieb genau gegen diese Vorwärtsbewegung des Fisches, stehen unsere Chancen sehr gut, den Biss zu verwerten. Am liebsten versuche ich sogar genau die Sekunde, kurz bevor die Reißleine knallt abzupassen, um einen kräftigen Anhieb zu setzen. Trifft man genau diese Sekunde, hängen nahezu alle Bisse.

Michael Tafferner alias Taffi hat dieser Thematik auf seiner neuen DVD „Catfish Unlimited 2“ ein ganzes Kapitel gewidmet, wo er das Ganze in genialer Art und Weise demonstriert. Und nein, das sage ich jetzt nicht weil ich für diesen Film Werbung machen möchte, sondern einfach weil es sich lohnt diesen Film gesehen zu haben.

Ein weiterer Punkt, der Montagenübergreifend Anteil am Hakeffekt hat …

ist die Platzierung der Haken, die zwar wahrscheinlich jeder beherrscht, ich aber der Vollständigkeit halber noch in meine Liste mit aufnehmen möchte.

Meinen Führungshaken setze ich stets zwischen Rücken- und Schwanzflosse des Köderfischs. Der Drilling kommt in die Brustflossenwurzel. Fische ich im mittel- bis schnellfließenden Wasser, kommt der Einzelhaken durchs Nasenloch und der Drilling ins Waidloch des Köders. Diese Varianten haben sich mir als sehr zuverlässig erwiesen. Selbst große Köder fische ich mittlerweile nur noch mit 2-Haken-Systemen, in Ausnahmefällen schalte ich einen dritten dazu. Obwohl dieser Drilling dann auch mehr Angstdrilling als Fangdrilling ist, denn als wesentlich effektiver hat sich ein 3er-System noch nicht erwiesen.

Den letzten Aspekt, den man grundlegend in seine Überlegungen einfließen lassen sollte ist das Verhalten des Fisches beim bzw. nach dem Biss. Hat ein Fisch gefressen, also den Köder inhaliert, flüchtet er in der Regel flussab. Diese Tatsache sollten wir stets bedenken und kommt vor allem beim U-Posen-Fischen zum tragen, worauf ich später noch näher eingehen werde.

Beginnen möchte ich aber mit dem Abspannen ans andere Ufer ….

Hier beginnt das Arbeiten gegen die Fehlattacke schon bei der Auswahl unseres Fixpunktes. Man sollte versuchen einen möglichst lagestabilen Gegenstand zu finden, der nur sehr wenig oder noch besser gar nicht federt, um unserer Montage eine feste Basis zu verschaffen. Dicke Äste, oder gar der Stamm am Ufer wachsender Bäume leisten da sehr gute Dienste, um nur zwei Beispiele zu nennen. Gegen sie können wir unsere Montage richtig schön durchspannen und bekommen bei einem Take eine unverfälschte, saubere Bissanzeige an die Rutenspitze geliefert, an der wir den perfekten Zeitpunkt zum Anhieb, ohne Probleme erkennen können.

Knote ich meinen Ausleger an dünnere, federnde Äste, kann ich meine Montage zwar auch auf Spannung bringen, jedoch ist es jetzt viel schwerer den “ Moment-X“ zu erkennen. Der Ast federt nun beim Biss mit. Das heißt, der Moment in dem meine Breakline sprengt kommt später als bei einem festen Anbindepunkt. Und das wiederum bedeutet unser „Moment-X“, in dem wir anschlagen müssen verschiebt sich nach hinten.

Das Bild, das wir von unserer Rutenspitze vermittelt bekommen verfälscht das was wirklich gerade am Köder passiert, beeinflusst durch den federnden Ast. Wer dies falsch einschätzt und seinen Anhieb zum gleichen Zeitpunkt setzt wie sonst, wird den Fisch in den meisten Fällen nicht haken. Der Anschlag kommt zu früh, auch wenn es anders aussieht.

Aber nicht nur die Beschaffenheit des Fixpunktes sollte beachtet werden …

sondern auch die Höhe in der er sich befindet. Dafür zählt bei mir folgende Regel: So tief wie möglich und so hoch wie nötig. Mit dieser Faustregel versuche ich zwei eventuelle Störfaktoren größtenteils auszuschalten. Zum einen muss ich, zumindest beim Fischen am Fluss immer mit Treibgut rechnen, sodass mein Ausleger immer ein Stück über Wasser angebunden werden sollte, um dieser Gefahr auszuweichen.

Zum anderen achte ich immer darauf, dass mein „Umlenkpunkt“ (Der Punkt an dem meine Reißleine mittels Stöckchen in der Hauptschnur fixiert ist) nicht zu weit über der Oberfläche liegt, um beim Anhieb einen bestmöglichen, direkten Kontakt zum Fisch zu erhalten. Die besten Erfahrungen habe ich mit Fixpunkten 50 – 150 Zentimeter über der Wasseroberfläche gesammelt. So schaffe ich es, eventuellem Treibgut größtenteils auszuweichen, habe wenn ich anschlage aber dennoch einen sehr direkten Kontakt zum Fisch.

Alles was über diese 1,5m hinausgeht …

hat mir vergleichsweise mehr Fehlbisse gebracht. Der Grund dafür ist auch schnell gefunden. Habe ich meinen „Umlenkpunkt“ beispielsweise drei Meter oder mehr über der Wasseroberfläche, schlage ich beim Anhieb erstmal voll in diesen Umlenkpunkt und sprenge die Reißleine.

Die Schnur fällt auf die Wasseroberfläche und der Kontakt zum Fisch geht verloren, bis ich die Schnur wieder auf Spannung gekurbelt habe. Je höher ich angebunden habe, desto mehr Schnur muss ich aufnehmen und je mehr Zeit hat der Fisch nun, um den Haken an loser Leine loszuwerden.

Natürlich gibt es auch Gewässer …

an denen Kanu- und andere Bootsfahrer das Abspannen zur anderen Uferseite erheblich erschweren. Hier ist das hohe Anbinden die einzige Möglichkeit, seine Fischerei überhaupt irgendwie durchziehen zu können. Optimal ist es, bezogen auf die Bissausbeute, aber sicher nicht.

Der dritte und letzte Aspekt, den man beim Anbinden am anderen Ufer beachten sollte ist die Auswahl der Reißleinenstärke. Hier hat sich bei mir ebenfalls die Regel „So dünn wie möglich und so dick wie nötig“ bewährt.

Anfangs dachte ich immer, je dicker die Reißleine desto besser. Davon bin ich aber mittlerweile weg. Zu oft habe ich in die 50er Reißleine geschlagen, die, um zu sprengen einen Großteil der Kraft des Anschlags absorbierte und der Fisch fast nichts vom Anhieb abbekam. Die halbe Sekunde bis zum „Nachschlag“, reichte dem Fisch meistens um die Haken auszuspucken und mich als Deppen dastehen zu lassen. Dies musste ich vor allem beim Fischen auf kurze Distanzen feststellen.

Mittlerweile fische ich deshalb fast ausschließlich eine 35er oder 40er Leine. Diese sprengt beim Anschlag genau so, dass die meiste Kraft bis zum Fisch durchkommt und das macht sich in meiner Bissausbeute positiv bemerkbar. Ausnahmen mache ich beim Fischen auf große Distanzen und/oder mit großen Köderfischen. Hier bietet mir die 50er nen sicheren Rückhalt, um meine Schnur aus dem Wasser zu bekommen und knallt beim Anhieb, unterstützt durch das Eigengewicht der langen Schnur, genau „passend“ weg.

Beim Thema U-Posen-Fischen, muss man unterscheiden in …

Das U-Posenfischen MIT der Strömung und das U-Posenfischen GEGEN die Strömung. Fische ich mit der Strömung ist die U-Pose mit Abstand die Methode, die mir am wenigsten Fehlbisse bringt. Die Fische laufen oft mit voller Wucht in die Rute, nachdem sie den Köder aufgenommen haben und flussab flüchten. Ein Hakeffekt ist in den meisten Fällen garantiert. Ist die Strömung eher schwach und ich bekomme zaghaftere Bisse, kann es helfen ein relativ kurzes Vorfach zu fischen (1-1,5m) und die Reißleine des Steins direkt im Tönnchen des Wirbels fest in die Montage einzubinden. Was beim Karpfenangeln unser Festblei wäre ist jetzt unser „Feststein“ und kann bei heikel beißenden Fischen ein Joker sein.

Das U-Posenfischen gegen die Strömung stellt mich vor ein Rätsel …

Hier bereitet uns die zu Beginn bereits erwähnte Verhaltensweise des Walles nach dem Biss Probleme. Der Silure saugt den Köder ein und flüchtet, wie sonst auch flussab. Dadurch schwimmt der Fisch anders wie beim Flussabfischen nicht in die Rute, sondern kappt nur kurz die Reißleine und kommt dann an entspannter Leine auf uns zu. Dadurch bleibt der Hakeffekt aus, die Schnur wird locker und der Waller hat Zeit genug unsere Greifer abzuschütteln. Fehlbisse sind vorprogrammiert.

Lange hat mir diese Tatsache Kopfzerbrechen bereitet …

Experimente mit doppelten Reißleinen o.ä. haben bisher nicht den erhofften Erfolg gebracht. Das Ergebnis blieb immer dasselbe. Deshalb versuche ich seit einiger Zeit mein Glück mit Circlehooks. Diese, teils in den himmelgelobten, teils verpönten Kreishaken haben den Vorteil, dass sie mir den Selbsthakeffekt liefern, der mir bei einem Fallbiss verloren geht.

Der Druck, der sich aufbaut, wenn der Fisch mit Haken im Maul in meinen Stein schwimmt und die Reißleine kappt reicht aus um den Circle sauber in den Maulwinkel zu drehen. Und wenn so ein Circlehook mal gegriffen hat, lässt er nicht mehr los.

Eine Alternative, um seine Köder gegen die Strömung in Position zu bringen ist die Bojenmontage …

Um meiner Falle beim Bojenfischen eine robuste Basis zu bieten, verwende ich am liebsten richtig schwere Gewichte. Es macht zwar irre viel Spaß diese Gewichte am Morgen nach dem Fischen wieder aus 8m Tiefe ins Boot zu ziehen, dafür habe ich aber auch eine Basis auf die ich mich verlassen kann. Es gibt nichts, was ich mehr hasse als wandernde Bojen, weil das Steingewicht nur halbherzig gewählt ist. Weiterer Vorteil eines großen Gewichtes ist, dass ich das Ganze richtig durchspannen kann und auch dadurch dem Fehlbiss wieder ein Stück entgegenwirke. Der verwendete Auftriebskörper sollte ebenfalls nicht zu klein ausfallen. Ist der Auftrieb der Boje zu gering gewählt, taucht sie beim Biss mit ab und erschwert es mir so einen durchschlagenden Anhieb zum Fisch durchzubringen.

Allerdings haben wir auch bei dieser Angelart das Problem, dass die Fische nach dem Biss auf uns zukommen. Der Biss verläuft ähnlich wie bei der U-Pose: Ein kurzes „Kling“ und die Rute steht gerade. Die Schnur ist locker und der Wels kann den Köder abschütteln. Dennoch gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied zum Fischen mit Unterwasserpose. Bevor die Rute zurückschlägt, liefern Boje und Ausleger einen kleinen Puffer. Dieser Puffer verursacht, dass die Rutenspitze sich vor dem Abreißen kurz in einer konstanten Bewegung verneigt. Schaffen wir es in diesem Moment anzuschlagen, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Bissverwertung gut.

Fällt die Phase, in der sich die Rute verneigt zu kurz aus um reagieren zu können …

behelfe ich mir mit einer dickeren Reißleine (0,50er). Kommen die Bisse knüppelhart fliegt mir aber auch diese 50er meist sofort um die Ohren. Dann variiere ich die Länge der Reißleine, wodurch ich ihr mehr Dehnung verleihe. Dies verzögert den Moment des Reißens nach hinten, was ich nutzen und wunderbar in die Vorwärtsbewegung der Rute schlagen kann.

All diese Dinge, haben sich im Laufe der Zeit als durchaus hilfreich erwiesen, um die Quote Bisse/Fehlbisse zu verbessern. Trotzdem gibt es immer wieder Bisse, bei denen man einfach keine Chance hat. Sie entfallen der „Regel“ und laufen nicht nach Plan (Anklingeln – konstanter Zug – Feuer).

Mal fällt das Anklingeln ganz aus, mal rasselt der Fisch völlig hektisch in die dann wild ausschlagende Rute, mal wird angeklingelt und anschließend bewegt sich die Rute in einen konstanten Intervall nach vorne und hinten, ohne aber den Bereich zu erreichen, in dem ein Anhieb erst Sinn macht. Mal geht die Rute auf Anschlag runter und übrig bleibt ein Köfi, der genau zwischen den Haken total geschuppt ist, mal kommt eine Brasse zum Vorschein die wie wild aus den Kiemen blutet, aber keinerlei Bissspuren aufweist.

Und obwohl wir uns in all diesen Fällen sicher sind, absolut durchdacht und richtig gehandelt zu haben, stehen wir wieder einmal als Verlierer fest. Das einzige was bleibt ist ein demolierter Köderfisch und ein riesengroßes Fragezeichen.

Wie die Welse es schaffen uns teilweise so an der Nase herumzuführen …

werden wir wohl nie genau erfahren. Es wird immer Fälle geben in denen wir chancenlos ins Leere schlagen. Diese Tatsache ist zwar einerseits schade, weil uns so sicher schon der ein oder andere Traumfisch durch die Lappen gegangen ist. Andererseits erhält dies aber auch genau die Spannung, die ich am Welsfischen so sehr liebe und beeinflusst so auch die Mystik, die sich um unseren Zielfisch rankt.

Uns bleibt nur die Möglichkeit immer weiter zu tüfteln, zu experimentieren und zu probieren und dabei die Augen offen zu halten für Dinge, die sich zwar außerhalb des Tellerrandes befinden, letztendlich aber doch entscheidend sind.

Bis sich dann irgendwann erneut die Rute krümmt und sich wiedermal die Frage stellt, die Frage nach dem zweiten Sieger …

Viele Grüße 

 

Euer