Stark bleiben

Stark bleiben !!!

Welsfischen!? Unvergessliche Sonnenuntergänge, laue Sommernächte, Ruhe, Entspannung, Moskitos, schleimige Klamotten, brachiale Bisse, Megadrills, Passion, Zufriedenheit, Freude, Emotion,…etc.

Mit diesen Begriffen lässt sich unser geliebtes Hobby ganz sicher in Verbindung bringen und man könnte diese Aufzählung noch problemlos um weitere, positive Attribute ergänzen. Wir alle lieben es und jeder definiert das Welsfischen für sich ganz individuell und das ist gut so. Wir alle sind Angler und das Fischen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und wir ziehen daraus viel Energie und Lebensqualität. Wenn ich mich aber umsehe, so fällt mir immer wieder auf, dass eben auch andere  und in keinster Weise positive Begriffe auf das Welsfischen passen.

Es sind Neid, Missgunst, Lügen, Stress, Wettkampf, Feindschaft, Macht, Verlierer, Egoismus etc.. Auch diese Aufzählung ließe sich jetzt beliebig erweitern. Wo kommen diese negativen Anhaftungen her, bzw. wer ist daran Schuld? Alles hat immer seine zwei Seiten und das ist beim Fischen scheinbar nicht anders obwohl wir hier von einem Hobby und einer schönen Sache sprechen. Man könnte das Ganze jetzt auch einfach als unauffällig und normal einstufen und gar nicht weiter darüber nachdenken. Wie gesagt, das könnte man aber ich möchte dazu trotzdem ein paar Zeilen schreiben und ich mache das auch mit der Gewissheit, dass ich dadurch nichts ändern oder verbessern kann. Meiner Meinung nach ist eine der Hauptquellen für diese dunkle Seite das Internet als riesige Bühne mit seinen vielfältigen Möglichkeiten der Passion nachzugehen.

Neben den vielen Vorteilen, die uns das Netz ganz sicher bietet, hat es aber auch einige Fallen für uns parat. Hier sind die wahren Profis unterwegs und hier gibt es täglich neue Verbalschlachten, bei denen sich die Krieger bis weit unter die Gürtellinie bekämpfen und nicht selten auch bis aufs Mark blamieren. Aus einer wirklich sachlichen und durchaus ernst gemeinten Frage eines Users in einem der vielen Foren wird in kürzester Zeit eine völlig vom Thema abweichende „Kotzerei“, bei der es immer wieder die gleichen „Helden“ gibt. Das Thema lebt dann eigentlich nur noch von den Schaulustigen aber in keinster Weise mehr vom fachlichen Inhalt der Diskussion. Die Anonymität des WWW`s fördert das Ganze, denn hier kann man scheinbar alles schreiben ohne eine direkte Konfrontation einzugehen.

Ein anderes Beispiel: Der Welsangler XY war am Wasser, womit er sich ja schon alleine dadurch von vielen seiner redegewandten und fachlich sehr kompetenten Internetkollegen unterscheidet. Er hat einen Fisch gefangen und begeht dann den schwerwiegenden und folgenschweren Fehler bei seinem „Facebookposting“ eine Fischgröße anzugeben, die auf den Millimeter genau der Wahrheit entspricht. Ungewollt weckt er dadurch  wieder die schlafenden Hunde, die sich dann in kürzester Zeit zu reißenden Bestien verwandeln und die alles zerreißen, was sie bekommen können.

Es wird alles angezweifelt, bzw. kritisiert und das geht von der falschen Fischgröße, über das Fehlen einer Abhakmatte, einen hässlichen Hintergrund, falsche Kleidung bis zu der Tatsache, dass der glückliche Angler gar nicht der eigentliche Fänger sei. Somit haben wir am Ende des Tages wieder einen Menschen mehr, der in Zukunft nix mehr mit der Öffentlichkeit teilt und sehr genau überlegt, wem er was erzählt. Manche haben aus solchen Erfahrungen sogar die Konsequenz gezogen, sich vom Welsfischen komplett zu verabschieden. Das ist ein sehr krasser Schritt, er zeigt aber wie sehr solche Dinge belasten können, wenn man sie zu nah an sich heran lässt.

Durch solch eine Entwicklung laufen wir Gefahr, dass wir uns immer weiter in eine Richtung verändern, die aus uns (Wels-)Anglern eine uneinige Schar von Eigenbrödlern macht, die ihre Erkenntnisse und Fänge für sich behalten und nicht bereit sind davon auch nur Bruchteile Preis zu geben. Das wäre sehr traurig und dabei würde sehr viel auf der Strecke bleiben.  Es wäre nämlich sehr wichtig, dass wir gerade in diesen Tagen, wo wir uns als Angler oft in der Kritik der Öffentlichkeit befinden, besonders eng zusammen stehen. Ich bin kein Gesellschaftsforscher und ich möchte mir auch nicht anmaßen hier eine Ursachenanalyse zu betreiben. Es fällt mir aber auf, dass sich diese Entwicklung in unserem Land deutlich von dem Miteinander der Angelkollegen in unseren Nachbarländern unterscheidet. Ich kenne viele Welsfischer aus Frankreich und wenn ich mit ihnen über diese Entwicklung rede, stoße ich immer auf völliges Unverständnis und große Verwunderung. Ist das vielleicht „typisch deutsch“? Oder einfach nur der normale, bittere Beigeschmack des Internets oder vielleicht auch eine Mischung daraus?

 

Die genannten Bespiele sind sicher  zwei Extreme und zum Glück gibt  es immer noch viele tolle Fischer, die gerne Auskunft geben und auch anerkennend und fair mit ihren Angelkollegen umgehen, auch bei uns in Deutschland. Das macht Hoffnung und ich bin sehr froh, dass ich vielen von euch auch schon begegnet bin. Ich denke ein guter, vertrauensvoller Umgang beginnt schon mit dem Angelpartner, mit dem wir unsere Zeit am Wasser verbringen, also im wirklichen Leben und nicht in der virtuellen Welt. Mit einem guten Kollegen kann ganz offen und 100% ehrlich gesprochen werden. Ich finde es total spannend und auch sehr zielführend, wenn man gemeinsam versucht, die teilweise sehr komplexen Prüfungen zu bestehen, die uns die Welsfischerei immer wieder aufgibt. Auch das gemeinsame Teilen der Freude, wenn es dann tatsächlich geklappt hat, gehört für mich zu den schönsten Momenten überhaupt. Und in den schweren Situationen, wenn Dinge einmal schief gehen, kann der Angelpartner eine wichtige Stütze sein, ganz nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“.

Ich finde den Begriff „Internetangler“ eigentlich schrecklich aber eine bessere Bezeichnung für solche Leute, die eigentlich eher Antiangler sind,  gibt es nicht. Genau diese Gruppe ist es aber, die uns immer wieder versucht den Spaß an der Sache zu nehmen. Würden sie ein ernstes Interesse am Fischen, dem Überlisten der Welse und dem Erleben der Natur haben, dann wären sie am Wasser und hätten keine Zeit stundenlang vor dem Computer zu sitzen. Und vor allem würden sie dann selbst merken, wie dumm und teilweise auch peinlich viele ihrer Beiträge im Internet sind.

Eigentlich müssen wir viel Mitleid mit ihnen haben, denn sie wissen nicht wie ein Morgen im Frühling riecht, wie sich schmerzende Hände anfühlen und welchen Kick es gibt, wenn man nachts durch einen Brachialbiss aus dem Tiefschlaf gerissen wird. Ich denke, es ist ein guter Weg, dass wir den Nörglern und Quertreibern keine Beachtung schenken und sie gar nicht ernst nehmen, denn dadurch rauben wir ihnen den Nährboden und die Motivation für ihr Tun und sie werden hoffentlich verstummen. Und wenn sie nicht verstummen dann dürfen wir weiterhin schmunzeln. Auch das ist ein guter Weg.

In diesem Sinne. Bleibt einfach stark! Ich wünsche Euch weiterhin viele schöne und erfolgreiche Stunden am Wasser.

 

 

 

 

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